In Europa gelten die Deutschen als bargeldverliebt. Laut einer Studie der Schufa gilt das selbst für die nachwachsende Generation, die mit Computern und mobilen Bezahldiensten aufgewachsen ist.
Junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren sind der Überzeugung, dass sich digitale Bezahlmethoden wie Mobile Payment oder Kryptowährungen in Zukunft durchsetzen. Zunehmend häufiger nutzen sie Banking-Apps über ihr Smartphone. Dennoch zahlen bisher die befragten Jugendlichen lieber mit Scheinen und Münzen als mit Kreditkarte oder Smartphone. Im Wesentlichen unterscheiden sie sich dabei kaum von der Elterngeneration, wie jetzt eine Studie der Wirtschaftsauskunftei Schufa ergab.
Mehr als 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene waren für die Studie im April 2019 in einer repräsentativen Stichprobe befragt worden. Als Vergleichsgruppe dienten Eltern zwischen 40 und 55 Jahren. Gefragt worden war nach Finanzwissen, -kompetenz sowie dem persönlichen Finanzverhalten.
Trotz Digital-Natives-Status Orientierung an den Eltern
Offensichtlich verändert sowohl das Internet als auch die zunehmende Verbreitung von Smartphones das Finanzverhalten Jugendlicher nur langsam: Nicht einmal die Hälfte (45 Prozent) nutzt Banking-Apps auf ihren mobilen Geräten. 63 Prozent zahlen nach wie vor lieber bar als mit EC- oder Kreditkarte. Eine Abschaffung des Bargelds befürwortet gerade einmal jeder vierte Befragte. Kontaktloses Bezahlen mit der EC- oder Kreditkarte steht indes bei 52 Prozent hoch im Kurs, wenn die Karte nicht in ein Lesegerät eingesteckt werden muss. Mehr Möglichkeiten, mit dem Smartphone zu bezahlen wünschen sich nur ein gutes Drittel (35 Prozent). Aller Kryptographie zum Trotz halten 52 Prozent digitale Bezahlmöglichkeiten für unsicherer als Bargeld. Dennoch sind 88 Prozent überzeugt, dass sich digitale Bezahlmethoden in Zukunft durchsetzen werden. Trotz Ablehnung halten 81 Prozent digitale Zahlungen für bequemer als Bargeld.
Allerdings meinten jeweils drei Viertel, digitale Bezahlmethoden würden sie zum Geldausgeben verleiten. Ebenso viele unterstellen Finanzinstituten ausufernde Datensammelei. 47 Prozent der jungen Menschen sind überzeugt, mit digitalen Bezahlmethoden den Überblick über ihre Finanzen zu verlieren. Fast der selbe Anteil (43 Prozent) vertritt das Gegenteil: durch digitale Bezahlmöglichkeiten einen besseren Überblick über die eigenen Finanzen erhalten.
In Finanzfragen gering beschlagen
In Finanzfragen haben für 86 Prozent Rat von Eltern oder anderen Familienangehörigen einen hohen Rang. Weniger als die Hälfte nutzt auch das Beratungsangebot von Banken. Jugendliche zeigen sich damit bezüglich ihrer Einstellungen zu Finanzen ihren Eltern sehr ähnlich: 98 Prozent setzen auf ein finanzielles Polster (Eltern: 97 Prozent), 96 Prozent auf regelmäßiges Sparen (Eltern: 93 Prozent). Ratenkäufen stehen 50 Prozent eher ablehnend gegenüber (Eltern: 57 Prozent).
Basis dieses Verhaltens könnte die Selbstwahrnehmung sein. Nur sieben Prozent der jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren in Deutschland schätzen ihre Finanzkompetenz als „gut“ oder „sehr gut“ ein. Zum Vergleich: Von den Erwachsenen sagen das immerhin 15 Prozent über sich. Jeder vierte Jugendliche (26 Prozent) bewertet seine Kompetenzen sogar als mangelhaft oder ungenügend, was nur etwa jeder zehnte Erwachsene (acht Prozent) von sich annimmt.