Wer am meisten bietet, bekommt den Zuschlag: Das sind die Regeln einer Auktion, wie sie jetzt auch für die 5G-Frequenzen gestartet wurde. Der Staat wird Milliarden verdienen und das Funknetz und die gesamte Digitalisierung werden einen Qualitäts-Sprung nach vorne machen. Dringend nötig für Deutschland, die im Digitalprozess hinterherhinken. Es sind bereits einige Angebote seit dem 19. März von den zugelassenen Unternehmen abgegeben worden, aber die Entscheidung steht noch aus.
Der Mann, der Deutschland von den Funklöchern erlösen soll, hat gerade eine kuriose Aufgabe. Jochen Homann, der Präsident der Bundesnetzagentur, muss selbst für ein Funkloch sorgen. Ein absolut zuverlässiges, das niemand umgehen kann: bloß kein Empfang, nirgends. Vom 19. März an werden seine Leute deshalb sogar Störsender in ihrer Niederlassung in Mainz-Gonsenheim aktivieren, einer ehemaligen Kaserne, die Mitarbeiter »den Bunker« nennen. Dort soll eine Auktion stattfinden, die alles, was bei Sotheby’s & Co. geschieht, in den Schatten stellt. Und der 66-jährige Homann ist so etwas wie der Chefauktionator.
Dabei ist das Gut, das hier an die Höchstbieter gehen wird, nicht einmal besonders glamourös: Man kann es nicht sehen, fühlen oder schmecken. Es geht um Frequenzen, eigentlich sogar nur um ihre Nutzung — also um eine Lizenz zum Mobilfunken. Allerdings: Wenn Daten der Rohstoff für die Wirtschaft der Zukunft sind, dann sind E. die Frequenzen für die nächste Generation des Mobilfunks namens 5G die Schnellstraßen, auf denen er transportiert wird. Und anders als Daten sind diese Frequenzen ein knappes Gut und damit besonders wertvoll. Superschnell und superteuer. Hinzu kommt, dass die Versteigerung volkswirtschaftliche Bedeutung hat: Zusammen mit den Glasfasern im Boden soll das 5G-Netz die digitale Infrastruktur in Deutschland endlich voranbringen. Weite Teile des Landes sind mit schnellem Netz unterversorgt. In internationalen Breitbandranglisten schneidet Deutschland unter »ferner liefen« ab.
Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Auktion, womöglich zu hoch. Mächtige Interessen prallen aufeinander: Die Politik will eine flächendeckende Versorgung wozu die aktuell zur Auktion anstehenden Frequenzen allerdings kaum geeignet sind. Die Netzbetreiber wollen möglichst viele der Frequenzen für möglichst wenig Geld und zu möglichst geringen Auflagen, wie viele Haushalte und Straßen sie bis wann versorgen müssen — das steht den Zielen der Politik entgegen. Und dann ist da noch der Bundesfinanzminister, der sich hohe Einnahmen erhofft.
Vier Konzerne hat die Netzagentur als Bieter zugelassen: die drei großen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica sowie 1&1 Drillisch als möglichen Neueinsteiger. Tatsächlich sind die Betreiber fast dazu verdammt, zumindest Teile der 41 zur Auktion stehenden Frequenzblöcke zu ersteigern. Bei 5G nicht dabei zu sein ist keine Option. Es geht weniger ums Telefonieren, das wird weiter über die bisherigen Standards laufen. Die nächste Generation steht vor allem für leistungsstarken Datenfunk bei minimalen Reaktionszeiten — und das sind wichtige Voraussetzungen für die Fabriken der Zukunft, die Telemedizin oder fürs autonome Fahren. Privatnutzer sollen einen kompletten hochauflösenden Kinofilm mit 5G in Sekundenschnelle auf ihre Endgeräte herunterladen können. Die Zeiten, in denen sich endlos Sanduhren und Wartekreise auf Displays drehen, wären vorbei. So weit, so verheißungsvoll.
Doch um die Versteigerung und vor allem um die von Homanns Behörde dafür auf 174 Seiten festgelegten Bedingungen gibt es Streit. Insgesamt neun Klagen sind eingegangen. Die drei bisherigen Netzbetreiber haben sogar einen Eilantrag gegen die Auflagen gestellt — sollte das Verwaltungsgericht Köln ihnen stattgeben, könnte das sogar den Auktionstermin hinfällig machen. »Es droht dann eine Verzögerung, vielleicht sogar um Jahre«, warnt Homann.
Es wäre eine peinliche Sache, vor allem für die Große Koalition, die Deutschland zum »Leitmarkt« für 5G machen will. Und selbst wenn die Versteigerung am 19. März startet — vorneweg geht Deutschland ohnehin nicht. Die Pioniere sind wieder einmal andere: In Südkorea und den USA wurden erste kommerzielle 5G-Netze bereits gestartet, im Nachbarland Schweiz soll es noch diesen Monat losgehen.
Die Frage ist, warum die Platzhirsche unter den Netzbetreibern mit ihren Klagen einen weiteren Rückstand riskieren. Was bringt sie derart in Rage? Und was bedeutet dieses Geschacher für den Wirtschaftsstandort und vor allem für diejenigen, die all die Frequenzen und neuen Sendemasten einst bezahlen sollen — die Mobilfunkkunden? Es gibt jede Menge Vorfreude und Technikenthusiasmus rund um die nächste Generation des Mobilfunks. Um sie zu erleben, muss man allerdings etwas reisen. Vorige Woche war Barcelona dafür ein guter Ort, dort tagte der Weltkongress der Mobilfunkbranche. Die Messe in der katalanischen Hauptstadt brodelte wie ein gigantischer Elektronikfachmarkt an einem Tag mit hohen Rabatten. Überall prangten grelle »5G«-Logos, Hersteller und Netzbetreiber priesen auf der Techparty marktschreierisch die Vorzüge der nächsten Funkgeneration. Stars der Veranstaltung waren die ersten neuen Handys, die 5G auch nutzen können — allen voran die Spitzenmodelle von Samsung und Huawei mit faltbarem Display, bei denen das Smartphone durch Aufklappen zum Tablet wird. Die Edelgeräte sollen zu Preisen von mindestens 2000 Euro in den Handel kommen.
Auch die Deutsche Telekom war dabei, inmitten des Hypes wirkten die Auktionsquerelen und Klagen zu Hause fast irreal. Die Innovationsbeauftragte im Vorstand, Claudia Nemat, mühte sich denn auch, Optimismus zu versprühen — etwa mit der Premiere eines neuen Computerspiels. Auf dem Riesenmonitor hinter ihr war ein Spielfeld zu sehen, auf dem sich junge Menschen mit Smartphones in der Hand gegenseitig mit virtuellen Bällen bewarfen. Die digitale Völkerballversion ist eine Kooperation mit dem »Pokémon GO«-Hersteller Niantic und mit Samsung, sie soll einen Vorgeschmack darauf liefern, was später über 5G im »Modern Gaming« möglich werden soll: mehrere Spieler, die sich parallel durch technisch erweiterte Welten (»Augmented Reality«) bewegen, beispielsweise. Das Abwerfspiel solle, nun ja, »das nächste große Ding« werden, hofft jedenfalls die Telekom-Managerin. Womöglich wird die Killeranwendung aber viel schlichter — nämlich schnelles Internet auch dorthin zu bringen, wo es bisher Mangelware ist. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth, der sich als neuer Mitbieter bei seinen Banken bereits eine Kreditlinie über 2,8 Milliarden Euro für Frequenzen und den Netzaufbau gesichert hat, bezeichnete 5G gegenüber dem SPIEGEL als »Ersatz für einen Festnetzanschluss« und »Riesenchance gerade für ländliche Regionen«. »Sie müssen nicht graben oder ihr Haus neu verkabeln und können trotzdem ihre Geräte mit Gigabit-Geschwindigkeit nutzen.«
Tatsächlich richten sich die ersten Angebote der Frühstarter in den USA und in der Schweiz schon wegen des bisherigen Mangels an 5G-fähigen Smartphones und der notwendigen Sendemasten in der Fläche weniger auf Mobilfunk als auf den Breitbandersatz zu Hause. Bleibt die Frage nach den Kosten und der Zahlungsbereitschaft der deutschen Kunden. Wie tief werden Nutzer für ein Hochgeschwindigkeitsnetz in die Tasche greifen? Schon heute sind LTE-Tarife mit großem Datenvolumen im internationalen Vergleich hierzulande teuer. Viele Kunden verzichten deshalb auf den bisher schnellsten Standard. Auch die ersten Umfragen in Sachen 5G sind aus Sicht der Netzbetreiber ernüchternd. Nach einer Analyse des Branchenverbands Bitkom würde ein Viertel aller Kunden für 5G monatlich weniger als zehn Euro mehr bezahlen, 31 Prozent wollen bis zu 20 Euro zusätzlich ausgeben. Allerdings sagten 39 Prozent der Befragten, sie seien grundsätzlich nicht bereit, für 5G mehr zu berappen. Und, nicht zu vergessen: Jeder Kunde braucht zuerst ein neues, 5G-fähiges Handy. Für die Telekom, Vodafone, Telefonica und den Neueinsteiger 1&1 Drillisch stellt sich damit die Frage nach einem Geschäftsmodell, mit dem sie ihre Investitionen in die Frequenzen und den Netzaufbau zurückverdienen wollen. Sie ist umso drängender, weil ausgerechnet 5G ihnen eine andere, wichtige Kundengruppe abspenstig machen könnte: die Unternehmens- und Geschäftskunden.
Wenn Audi und Daimler zu Netzbetreibern werden
Weitaus dringlicher als viele Privatkunden, die schon mit einer stabilen 3G- und LTE-Versorgung zufrieden wären, warten nämlich viele Unternehmen auf die versprochenen Wundernetze. Die deutschen Autohersteller etwa haben 5G längst als neue, leistungsfähige Basistechnologie erkannt — nicht nur für autonomes Fahren, auch für die Produktion in ihren zunehmend vernetzten und automatisierten Fabriken.
Das Problem für Telekom, Vodafone und Co.: Viele Industriebetriebe wollen auf ihren Werksgeländen eigene, lokale »Campus-5G-Netze« errichten. Dafür können sie direkt beim Ausrüster die notwendige Technik einkaufen. Betreiber wie die Telkos brauchen sie nicht. Sie werden selbst zu welchen. Was die Netzbetreiber besonders auf die Palme bringt: Die Autounternehmen müssen die lokalen Frequenzen bei Homanns Netzagentur nicht ersteigern. Sie sollen sie gegen eine Verwaltungsgebühr beantragen können — aus Sicht der Mobilfunker ist das skandalös und wettbewerbsverzerrend. Vor allem mindert es aber aus ihrer Sicht den Wert der restlichen Frequenzen. Audi experimentiert in seinem »Production Lab« in Gaimersheim bereits mit einer eigenen 5G-Funkzelle — und kooperiert dafür direkt mit dem Ausrüster Ericsson. Offenbar sind die ersten Erfahrungen positiv: »Wir werden eine Industrielizenz beantragen und ein werkinternes 5G-Netz aufbauen«, sagt Arjen Kreis, der bei Audi die Automatisierungstechnik Karosseriebau leitet. Schon wegen des »Schutzes von Geschäftsgeheimnissen und Patenten« müsse der Betrieb des Funknetzes in der eigenen Hand liegen.
Daimler, Volkswagen und BMW haben bei Homanns Netzagentur ebenfalls Interesse angemeldet, und auch Konzerne wie BASF, Siemens oder Airbus machten sich bei der Netzagentur für die Zuteilung 10kaler Frequenzen, an Unternehmen stark. Daimler begründete die Notwendigkeit eigener Netze in einem Schreiben an die Netzagentur damit, dass künftig auf einem Produktionsgelände etwa 6000 Roboter »in Echtzeit und mit der geringsten Latenz kommunizieren« müssten. Zudem sei geplant, die Fahrzeugsoftware künftig via 5G aufzuspielen.
Die Netzbetreiber fürchten nicht nur, dass ihnen wichtige Geschäftskunden verloren gehen, sie müssten auch auf etwa ein Viertel der Frequenzbereiche verzichten, die sie gern selbst vermarktet hätten. Telefonica bezeichnete das Vorhaben der Behörde in einer Stellungnahme als »rechtswidrig«. Der Chef von Vodafone Deutschland, Hannes Ametsreiter, fürchtet »einen Flickenteppich und die nächste Belastung in der laufenden Auktion.« Die geplante Vergabe der lokalen Frequenzen mache »Investitionen für uns weniger attraktiv, kalkulierbar und zukunftsfähig«. Vor allem fürchtet er, dass nun »das Gegenteil von dem passiert, was uns immer versprochen wurde: Denn die Campus-Netzbetreiber dürfen nach aktuellem Stand sogar Dienste außerhalb ihrer Gelände für Dritte anbieten.«
Mittlerweile versuchen die vermeintlichen Verlierer aus der Telko-Branche bereits, mit eigenen Industrie-Komplett-Paketen dagegenzuhalten — indem sie 5G Inseln für Industriekunden planen und bauen und auf Wunsch betreiben und warten. Vodafone nahm im November seinen ersten deutschen 5G-Sendemast in Aldenhoven in Betrieb und kündigte an, »als Partner für die Wirtschaft« zusammen mit dem Aachener Elektroautobauer e.GO die erste 5G-Produktionsstätte zu errichten. Für die Telekom drückte Innovationsvorstand Nemat vorige Woche in Barcelona bereits symbolisch einen Start-Buzzer: Per Liveschaltung war zu sehen, wie daraufhin im Osram-Werk in Schwabmün- chen bei Augsburg ein kleiner Transportroboter loszuckelte — vorbei an Lichtspots in Magentafarben. Angesichts des Telekom-Messemottos »5G wird Realität« war es ein kleiner Etikettenschwindel: Osram ist »im ersten Campus-Netzwerk seiner Art« mithilfe der Telekom erst einmal von WLAN auf LTE umgestiegen.
Wie der Mobilfunkpoker zum Politikum wurde
Eigentlich sollte die Auktion ein politikferner Prozess sein, auf dem Papier ist Jochen Homanns Agentur sogar unabhängig. Doch davon kann gerade keine Rede sein. Seine Behörde ist dem Wirtschaftsministerium untergeordnet, ihr Beirat ist mit vielen Abgeordneten besetzt. Sie kommen aus Wahlkreisen, und in vielen dieser Wahlkreise gibt es wütende Bürger und Unternehmer, die über Funklöcher klagen. So erweist sich der Weg in die nächste Mobilfunkgeneration als Politikum — auf mehreren Ebenen. Schon bei den Vergaberegeln für die Auktion drückten vor allem Unionspolitiker erheblich schärfere Versorgungsauflagen für die Netzbetreiber durch. Sie argumentierten unter anderem mit dem Koalitionsziel »gleichwertiger Lebensverhältnisse« zwischen Stadt und Land. Aus Sicht von Vodafone-Manager Ametsreiter versucht die Politik, ihre alten 4G-Probleme nun mit der neuen Technologie zu lösen, er nennt das einen »deutschen Denkfehler«. Er sieht den Grund für den deutschen Rückstand bei der Digitalinfrastruktur unter anderem in früheren Auktionen. Die berüchtigte UMTS-Versteigerung im Jahr 2000 habe dem Staat zwar rund 50 Milliarden Euro eingebracht. Dieses Geld habe den Unternehmen dann aber für den Ausbau der Netze gefehlt.
Auch Telekom-Chef Tim Höttges lässt keine Chance aus, die Politik und damit indirekt den eigenen Miteigentümer anzuprangern. Beim Digitalgipfel der Bundesregierung fuhr er den für digitale Infrastruktur zuständigen Minister Andreas Scheuer (CSU) wegen der Auktionsauflagen auf offener Bühne an. »Man fordert als Politiker einfach eine 5G-Versorgung in jedem Winkel bis zur Milchkanne und sagt, die Privatwirtschaft soll es bezahlen«, schimpfte er. Sein Regulierungsbeauftragter Wolfgang Kopf spricht angesichts-der Auktionsbedingungen von »unverhältnismäßigem Aktionismus«. Den drei Platzhirschen im Mobilfunkmarkt ist besonders der neue, vierte Mitbieter 1&1 Drillisch unangenehm. Dem Newcomer macht die Netzagentur weniger scharfe Ausbauvorschriften. Der neue Anbieter werde ihnen in attraktiven, dicht besiedelten Gebieten Konkurrenz machen und sich so auf ihre Kosten etablieren, fürchten Vodafone, Telekom und Telefonica. »Der Aufbau der teuren Infrastruktur in ländlichen Gebieten hingegen bleibt an den Netzbetreibern hängen«, heißt es in einer Stellungnahme des Bonner Konzerns.
Überlagert wird die Debatte vom Druck aus den USA, den chinesischen Ausrüster Huawei vom Aufbau der neuen Netze auszuschließen — wegen Spionagegefahr und, noch bedrohlicher, aufgrund von Schreckensszenarien, der Konzern könne auf Anweisung chinesischer Machthaber nicht nur Daten manipulieren, sondern die relevante neue Infrastruktur im Konfliktfall sogar per »kill switch« ausschalten. Auch in Barcelona, wo Huawei als einer der Hauptsponsoren omnipräsent war, machte eine US-Delegation offen Front gegen die Chinesen. Huawei reagiert mit einer Mischung aus demonstrativem Selbstbewusstsein, einer massiven PR-Offensive und neuerdings auch mit Klagen. Für die Anschuldigungen der Amerikaner gebe es »null Beweise«, sagt der Technologievorstand von Huawei Deutschland, Walter Haas: »Nachdem ja nun auch deutsche Autos und Autoteile zur Bedrohung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten erklärt werden, muss auch dem Letzten klar sein, dass es hier nur um brutale Wirtschaftspolitik geht.«
In Deutschland haben alle drei großen Netzbetreiber Huawei-Funktechnik in Betrieb. Bei der Telekom sind derzeit grob die Hälfte ihrer rund 27000 Basisstationen hierzulande made in China — auch beim Berliner 5G-Testfeld des Konzerns ist Huawei-Technologie verbaut.
Es gibt allerdings europäische Alternativen: Ericsson (Schweden) und Nokia (Finnland) haben moderne Sendeanlagen im Angebot, wobei beide auch teils in China produzieren. Auch Samsung (Südkorea) Stellt Netzinfrastruktur her und hofft von der Technologieschlacht zwischen den USA und China zu profitieren. Insgesamt habe Huawei in Deutschland für die bisherigen Netze etwa die Hälfte der rund 75 000 Basisstationen technisch ausgerüstet, erklärt Haas, und zwar über die deutsche Huawei-Tochter, eine GmbH, die deutschem Recht unterliege. »Anders als amerikanische Anbieter speichern wir auch keine Daten in der Cloud und zahlen in Deutschland ordentlich unsere Steuern.« Zudem sei 5G ohne Huawei praktisch ohnehin nicht zu haben, weil der Konzern den Standard entscheidend mitentwickelt habe und zahlreiche wichtige Patente dafür besäße.
Schützenhilfe bekommen die Chinesen vom Chef der Vodafone-Group Nick Read, der sich gegen einen Bann ausspricht: Ohne Huawei würde ihm zufolge der 5G Netzausbau zwei Jahre länger dauern und erheblich teurer werden.
Der Konflikt zwischen den USA und China hat sich in dieser Woche weiter verschärft: Am Donnerstag reichten Huaweis Juristen in Texas Klage gegen den US-Bann gegen die Produkte des Konzerns ein, sie halten ihn für verfassungswidrig. Die Bundesregierung wird sich dem Wunsch der Trump-Administration allenfalls teilweise fügen, am Donnerstag verkündete die Netzagentur jedenfalls salomonisch »zusätzliche Sicherheitsanforderungen« und Kontrollen für sämtliche Anbieter, die ihr alle Optionen offenhalten. Wird 5G angesichts all der Klagen und des politisierten Verfahrens noch lange Zukunftsmusik bleiben? Wird all das den Digitalstandort weiter zurückwerfen? Torsten Gerpott, Experte für Technologieplanung an der Universität Duisburg-Essen, erwartet zumindest eine Entwicklung in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. »Industrieanwendungen werden 5G in Deutschland treiben«, sagt er. Mit einem Massenmarkt für Verbraucher rechne er hierzulande hingegen erst »Mitte der 2020er-Jahre«. Das »Jammern« und die Klagen der Netzbetreiber über die Frequenzkosten und die Auflagen hält er für überzogen: »Aktuell werden mit Mobilfunk in Deutschland rund 25 Milliarden Euro jährlich umgesetzt«, so Gerpott. »Bei einer Laufzeit von 20 Jahren müssen die Betreiber also etwa ein Prozent davon in die Frequenzen investieren, da habe ich wenig Mitleid.« Auch Jochen Homann gibt sich gelassen und lässt den Auktionszirkus in Gonsenheim weiter vorbereiten. Er ist 66 Jahre alt und hat unter vier verschiedenen Ministern als Staatssekretär gedient. Es wird seine letzte Auktion im Amt. »Wenn wir von allen Seiten derart angegriffen werden, müssen wir doch etwas richtig gemacht haben«, sagt er. Bei der letzten Auktion 2015 gab es 180 Gebotsrunden. Jede Runde dauert längstens eine Stunde. Sicherheitshalber, so Homann, könnten seine Leute das künstliche Funkloch in Mainz eine ganze Weile aufrechterhalten.