Berlin. Was haben die Deutsche Bahn und das Bundesverteidigungsministerium gemeinsam? Beide verschwenden Hunderte von Millionen Euro für externe Beratungsfirmen, obwohl die eigenen Mitarbeiter genau diese Aufgaben erledigen sollten. Und der deutsche Steuerzahler als auch jeder Mensch, der kaufmännisch denken kann, fragen sich, warum so eine Verschwendungssucht auch noch von oberster Stelle genehmigt bzw. gedeckt wird. Unglaublich, wie sich Beraterfirmen die Taschen mit Geldern der Bundesregierung und der Bahn füllen und zu „Bruder Raffzahn“ mutieren können, weil offensichtlich jede Honorarforderung von den Verantwortlichen durchgewinkt wird. Dachte man bis dato noch, Ursula von der Leyen würde dem ganzen die Krone aufsetzen, so muss man nach neuesten Erkenntnissen auch die Deutsche Bahn mit seinem Chef Richard Lutz (54) dazu zählen. Die Tausenden von Mitarbeiter, die im Verteidigungsministerium gerade für diese Tätigkeiten eingestellt und bezahlt werden, als auch die Strategiemitarbeiter der Bahn scheinen ihren Aufgaben nicht gewachsen. Das ist ein Skandal von ungeheuren Ausmaßen, der durch nichts und niemanden zu rechtfertigen ist. So etwas gibt es in keinem gut organisierten Unternehmen, wo es eine Controlling-Abteilung gibt, oder wo jemand die Finanzen verantworten muss. Stattdessen hat sich die Bahn einen schlechten Namen als Streik- und Verspätungsinstitution gemacht und bei der Bundeswehr, das weiß man, da schießen die Gewehre um die Ecke, sind Panzer und Hubschrauber nicht einsatzfähig und Frau von der Leyen kennt keine Verwandten, wenn es darum geht, nach dem Vorbild schönster Vetternwirtschaft und entsprechend dem „Kölschen Klüngel“ Aufgaben, Posten und externe Verträge zu vergeben. Eigentlich müsste man sagen, dass es eine bodenlose Frechheit ist, dass so eine Maßlosigkeit durch höchste Instanzen gedeckt wird. Des lieben Friedens Willen wird dann eine Verteidigungsministerin nach großem öffentlichen Druck irgendwann einmal vor einen Untersuchungsausschuss geladen, wo sie Rede und Antwort stehen muss. Ergebnis: Von der Leyen kann weitermachen wie bisher. Und zu guter Letzt, wenn nichts mehr geht, wird ihr dann eventuell Angela Merkel wieder helfend zur Seite springen. Na ja, und bei der Bahn, da hat man jetzt beschlossen, externe Beraterausgaben in Zukunft bei 100 Millionen per annum zu deckeln. Wenn das kein ausgemachter Schildbürgerstreich ist, dann wissen wir es nicht.
Bei der Recherche zu diesem Bericht treibt es unserem Reporter die Zornesröte ins Gesicht. So hat die Deutsche Bahn mit seinen Verantwortlichen im Durchschnitt Woche für Woche etwa 2,4 Millionen Euro!! für externe Berater ausgegeben, wobei nur der Zeitraum 2015 bis 2018 erfasst wurde. Das macht einen jährlichen Gesamtbetrag von 500 Millionen Euro aus. Man kann sich gut vorstellen, dass die Berater von McKinsey und Co. dem Vorstand die Türen eingerannt haben, um an diese lukrativen Aufträge zu kommen. Man könnte meinen, Bundesministerien und staatliche Unternehmen verkommen zu Selbstbedienungsläden für allerlei Beratungsfirmen, die meinen, sie hätten die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Wo das hinführt sieht man bei dem Verspätungs- und Zugausfallmuster der Deutschen Bahn: Nichts funktioniert, jeder 2. Zug ist verspätet und die Preise für Fahrkarten steigen trotzdem. Trotz externer Berater. Aber zumindest droht über Weihnachten kein Streik, weil man die DB-Mitarbeiter mit einer 6,1 prozentigen Lohnerhöhung beschwichtigt hat. Aber insgesamt ist das ganz klar ein Fall von Führungsschwäche, was dort passiert: Die eigenen Mitarbeiter nicht qualifiziert genug, Budgetplanungen mangelhaft und ein Aufsichtsrat, der nicht genau hinschaut. Und der Gipfel des Hohns bei der ganzen Geschichte ist: Der Staatskonzern Deutsche Bahn benötigt jetzt 5 Milliarden Euro zusätzlich, um sein Personal, die Technik und neue Züge auf die Strecke zu bringen. Ansonsten ist weiteres Chaos vorprogrammiert. Zum Leidwesen tausender Fahrgäste, die die Unfähigkeit von ehemals Rüdiger Grube und jetzt Richard Lutz ausbaden müssen. Obwohl: Angeblich zieht Lutz jetzt die Handbremse bzw. Notbremse, weil die Honorare immer üppiger wurden, und die Konzernverschuldung ja nicht weniger. Diese beläuft sich auf ca. 20 Milliarden Euro. In 2015 waren die Honorare etwa 80 Mio. Euro hoch, dann 2016 bereits rund 120 Mio. und 2017 sogar 160 Mio. Euro und in 2018 werden die 180 Mio Euro überschritten. Ist doch verständlich, dass jeder zusieht, dass er bekommt, was er kriegen kann. Dachten die Kollegen von McKinsey sicher auch, als sie merkten, dass immer noch ein wenig mehr drin ist im Staatssäckel. Bis sich endlich mal ein Vertreter einer der Parteien gemeldet hatte, so wie unlängst Torsten Herbst von der FDP, wo er im Verkehrsausschuss sitzt, waren längst über Jahre Unsummen verpulvert worden. Torsten Herbst brachte dann auf einen Nenner, was viele, die sich mit Finanzen auskennen, schon lange gedacht haben: „Das Strategiedefizit im DB-Konzern lässt sich nicht durch den Einkauf teurer Berater lösen. Weder Vorstand noch Aufsichtsrat haben eine klare Vorstellung davon, was der Konzern zukünftig leisten soll und was nicht.“ Klare Worte zu einer mehr als denkwürdigen Situation. Mittlerweile haben sich andere Personen aus der Bundesregierung zur Situation der DB zu Wort gemeldet und mit scharfen Worten die Arbeit des Bahn-Vorstandes gerügt. Dieser muss nun bis März 2019 ein Konzept vorlegen, wie er die Misere bei den Zugfahrplänen und -ausfällen korrigieren kann. Ansonsten droht Ungemach. Man darf gespannt sein, wie lange ein Herr Lutz sich noch an seinem Posten festhalten darf. Aber vielleicht wird er ja auch mit einer großzügigen Millionenabfindung seines Jobs enthoben, so wie einst Rüdiger Grube, der sich über 2,3 Millionen als Trostpflaster für seine Unfähigkeit freuen durfte. Deutschland, ein Land von Bürokraten, Banausen und Beamten – und Vorständen, die noch belohnt werden, wenn sie im Amt versagt haben. Noch irgendwelche Fragen?