Florida. Sie haben Milliardensummen in Steuerparadiesen untergebracht, und geben sich dennoch den Anschein als gesetzestreue, seriöse Menschen, die gerne anderen in Not helfen oder soziale Projekte unterstützen. Aber natürlich sind sie keinen Deut besser als andere Reiche, die in den Paradise Papers (Finanzenthüllungen) als „Steuervermeider“ entlarvt wurden. Die Pop- und Filmstars, die von Millionen Fans angehimmelt werden und die in der Öffentlichkeit den „Gutmenschen“ abgeben, aber es faustdick hinter den Ohren haben, wenn es darum geht, Geld vor dem Finanzamt verschwinden zu lassen. Dass diese Leute es nötig haben, zu den Millionen, die sie durch Platten- Konzert- oder Kinokarten-Verkäufe verdienen, weitere Millionen zu scheffeln, die eigentlich den Finanzbehörden abgeführt werden müssten, ist zwar grenzwertig, aber völlig legal. Dennoch sollten die Fans vielleicht einmal ihre Stars durch Enthaltsamkeit abstrafen: Keine Konzert- oder Kinobesuche mehr, keine CD-Käufe, kein Streaming, kein Musik-Download. Wahrscheinlich nur ein stiller Wunsch derjenigen, die sich über dieses unmoralische Benehmen aufregen.
Keira Knightley verkündete vor Kurzem: „Geld entfremdet dich von dir selbst.“ Ein Zitat wie ein rosenumkränzter Kalenderspruch. „Ein teurer Lifestyle bedeutet, dass man nicht mehr mit Menschen rumhängt, die sich so ein Leben nicht leisten können. Einige meiner lustigsten Momente habe ich aber an vollkommen unglamourösen Orten erlebt.“ So herrlich auf dem Boden geblieben diese Sätze klingen: Im Ernstfall kommt Keira diese Lässigkeit offenbar schnell abhanden. Die „Fluch der Karibik“-Darstellerin arbeitete sich im vorigen Jahr zur teuersten Schauspielerin Hollywoods hoch und verdient sich als Werbeikone ein goldenes Näschen. „Forbes“ schätzt, dass sie satte 145 Millionen Dollar schwer ist. Man würde doch denken, eine solche Summe könnte locker für fünf Generationen Knightleys reichen. Als findige Geschäftsfrau möchte die Schauspielerin ihren Gewinn trotzdem nicht nur maximieren, sondern idealerweise auch nichts davon an Vater Staat abgeben. So tauchte Keira Knightleys Name in den sogenannten Paradise Papers auf, in denen das internationale Netzwerk investigativer Journalisten eine neue Großrecherche zum Thema Steuerparadiese präsentiert. MS Knightley soll sehr große Summen ihres Vermögens in einer dubiosen Immobilienfirma in Jersey deponiert haben. Wie auch die Isle of Man gilt die britische Insel als beliebtes Steuerparadies. Letztere nutzte Rennfahrer Lewis Hamilton, um sich die vier Millionen Euro Mehrwertsteuer für seinen knallroten Privatjet zu sparen. Der reichste Sportler Englands, der im Jahr allein 29,4 Millionen von Mercedes überwiesen bekommt, spielte den Steuerbehörden. eine komplizierte kleine Komödie vor, um am Ende deutlich günstiger vor seinem protzigen Privatflugzeug posieren zu können. Dass seine wenig ehrenhaften Steuertricks nun heraus kommen, rückt Hamiltons Ritterschlag durch die Queen (der als abgemacht galt) in weite Ferne.
Aber, hey, Ihre Majestät taucht in den Paradise Papers genauso auf. Sie hatte Millionen über einen Fonds auf den Kaimaninseln in ein Unternehmen investiert, das Staubsauger teuer an Menschen vermietet, die sich solche Haushaltsgeräte nicht leisten können. Denn, das ist das Erstaunliche an den unmoralischen Geldanlagen: Jene, die auch ganz ohne Investitionen problemlos im Luxus schwelgen könnten, scheinen nach weiterer Gewinnmaximierung zu schielen — ohne Rücksicht auf Verluste.
Ausgerechnet U2-Musiker und Gutmensch Bono, dessen Vermögen auf 600 Millionen Euro geschätzt wird, investierte über die Steueroasen Malta und Guernsey in ein Einkaufszentrum in Litauen, anstatt das Geld in seiner britischen Heimat anzulegen. Sein großes Charity-Engagement bekommt einen schalen Beigeschmack, wenn man bedenkt, wie viel staatliche Wohltat, sprich: der Bau von Schulen oder Altenheimen, mit den Geldern möglich gewesen wäre, die Bono am Staat vorbeigeschummelt hat. Empörte Fans beschweren sich bereits via Twitter unter dem Hashtag #utoo, also „Du auch“, über den geldgierigen Scheinphilantropen (Menschenfreund). Auch Madonnas Ruf als Menschenfreundin, die sich besonders für den afrikanischen Staat Malawi einsetzt, könnte nun Kratzer bekommen. So hatte sie jahrelang Geld in Bermuda angelegt — wo es, nein, nicht spurlos verschwand, sondern sich nahezu steuerfrei vermehrte.
Wieso, das war doch alles vollkommen legal, echauffieren sich nun die ersten Anwälte der betroffenen Superstars. Mag sein. Moralisch verwerflich sind die Offshore-Geldanlagen allerdings schon. Und gerade jene, die davon leben, dass Menschen zu ihnen aufschauen, dürften für ihre Gier einen hohen Preis zahlen.