Menlo Park. Die Aktie von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bewegt sich schneller nach oben, als der Nasdaq 100, der zentrale US-Aktienindex, aber dennoch liegt ein Schatten über der zweitgrößten „Suchmaschine“ hinter Google. Ein Datenklau, den keiner genau erklären kann, das wirft Fragen in der Welt der Digitalisierung auf. Cambridge Analytica, das englische Unternehmen, welches Millionen Daten illegal gespeichert hat, droht in England gerichtlich die Höchststrafe und hat gleichzeitig das „Saubermann-Image“ von Zuckerberg ruiniert.
In einer Momentaufnahme gibt es ein Aufatmen bei Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Nachdem der Skandal rund um die Weitergabe von Nutzerdaten an die britische Firma Cambridge Analytica für Wochen die Schlagzeilen beherrscht hatte, gab es endlich etwas Positives zu vermelden: Das Geschäft im ersten Quartal lief rund. Umsatz und Gewinn stiegen zweistellig, und auch die Nutzer im wichtigsten Markt Nordamerika, wo das Interesse an Facebook schon erlahmt war, klickten sich wieder häufiger in die Präsenz des sozialen Netzwerks ein. Das zeigt, dass die Werbekunden Facebook bisher nicht den Rücken kehren. Für Zuckerberg beruhigend, denn 98 Prozent des Umsatzes macht die Firma aus Menlo Park mit Werbung. Dagegen verpufften bisher alle Bemühungen, den Umsatz mit kostenpflichtigen Diensten und Gebühren auszuweiten. Die Einkünfte, die nicht aus der Werbung stammen, sind seit zwei Jahren sogar rückläufig.
Glänzende Bilanz. Das ist so lange zweitrangig, solange das Werbegeschäft brummt. Wegen der hohen Attraktivität des Netzwerks haben bisher immer mehr Firmen ihre Werbebudgets dort erhöht. In den USA greifen Facebook und Google das Gros der Internetwerbung ab. So hat sich der Jahresumsatz des Konzerns innerhalb von zwei Jahren auf zuletzt 32 Milliarden Euro mehr als verdoppelt und der Nettogewinn auf 13 Milliarden Euro vervierfacht. Das ergibt eine Traumrendite von 40 Prozent nach Steuern. Die Bilanz der kaum verschuldeten Firma glänzt zudem mit viel Cash und einer Eigenkapitalquote von über 85 Prozent.
Ob das so bleiben wird, ist fraglich. Der Datenskandal ist zum Ende des Quartals ins Rollen gekommen. Negative Auswirkungen werden also erst in den kommenden Monaten sichtbar. Weltweit verlangen Regierungen Erklärungen. Die Firma sieht sich mit juristischen Verfahren konfrontiert. Das wird zum einen die Kosten steigen lassen. Zum anderen drohen Rückgänge bei den Werbeeinnahmen. Stagnierende Nutzerzahlen. Zudem steht Facebook vor einem grundsätzlichen Dilemma. In den Hauptmärkten Nordamerika und Europa stagnieren die Nutzerzahlen. Wachstum gibt es fast nur noch in Asien und dem Rest der Welt. Sollten sich die Nutzer im Zuge des Skandals von der Plattform abwenden, wird es Facebook kaum möglich sein, künftig — wie noch im ersten Quartal 2018 — die Prämien für die Werbung zu erhöhen. Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass es Facebook in den für die Werbung wichtigen reifen Märkten einfach nicht gelingt, die junge Generation auf die Seiten zu ziehen, auf denen die meiste Reklame geschaltet wird. Die sind eher beim Konkurrenten Snapchat oder den Facebook-Töchtern Instagram und Whatsapp unterwegs, wo weniger oder gar keine Werbung läuft. Und auch der Ausflug in die virtuelle Realität (VR) zahlt sich bisher nicht aus. Zuckerberg hat vor Jahren Milliarden für den Hersteller der VR-BriIIe OCULUS Rift bezahlt. Doch die ist ein Ladenhüter. Von der Vision, dass sich Hunderttausende dereinst mit der Brille vor den Rechner setzen, um bei Facebook in künstlichen Räumen zu wandeln, ist die Realität weit entfernt, wenn es überhaupt jemals dazu kommt. Daher bleibt offen, wo die Reise für das soziale Netzwerk in den nächsten Jahren hingehen wird. Der Datenskandal zeigt: Für die digitale Zukunft ist Facebook nicht zwingend ein Gewinn.