Hamburg. Allein in Deutschland gibt es etwa 9.000 Fitness-Studios, wo sich Tag für Tag die sportlichen Kunden abmühen, um gut auszusehen und die Kondition und das Lebensgefühl zu verbessern. Man wundert sich, dass einem immer noch so viele dickleibige Menschen auf den Straßen begegnen, wenn man diese Zahlen hört. Auch der Aktien-Markt profitiert vom Fitnesstrend, so dass die Wertpapiere von einigen großen Betreibern bereits dort gelistet sind. Fitmacher und Geldbringer in einem, das ist der neue Trend beim Fitness-Sport.
Die Fußball-WM ist das größte Sportereignis und gleichzeitig auch das gigantischste TV-Event. Statt Sport zu treiben, sitzen die Zuschauer wochenlang auf den Sofas und knabbern Chips. Spätestens nachdem der neue Weltmeister feststeht, dürfte dann in den Fitness-Studios wieder einiges los sein. Die Branche boomt, rund elf Millionen Mitglieder zählen die knapp 9000 Fitness-Studios in Deutschland. Und jeder davon zahlt im Schnitt 40 Euro Beitrag pro Monat — und zwar ganz egal ob er in der Zeit sportelt oder auf dem Sofa Fußball schaut. Fitness liegt im Trend. Die Branche insgesamt setzte 2017 in Deutschland laut einer Studie des Beratungshauses Deloitte knackige 5,2 Milliarden Euro um. Europaweit haben sich rund 60 Millionen Menschen in den Studios angemeldet, die Branche erzielt mit ihnen einen Umsatz von 27 Milliarden Euro. Vor allem die großen Discountketten wie McFit, Clever fit oder FitX liegen bei den Deutschen voll im Trend. Hierzulande ist die Fitness-Welt eher mittelständisch geprägt, börsennotiert ist bislang kein Einziger der Betreiber.
Im Ausland aber gibt es börsennotierte Fitness-Anbieter. In den USA ging der Marktführer Planet Fitness Ende 2015 an die Börse. Das Franchise-Unternehmen ist ein Paradebeispiel für einen Fitness-Discounter. Eine einfache Mitgliedschaft kostet zehn Dollar im Monat, über 1500 Studios zählt Planet Fitness bereits. Seitdem hat sich die Aktie mehr als verdoppelt. Mittlerweile ist die Aktie damit gemessen an der Bewertungskennziffer (KGV) recht teuer: Rund das 62-Fache des Jahresgewinns kostet die Aktie. Aber weil das Geschäft brummt, gehen Analysten davon aus, dass der Gewinn in den kommenden Jahren auch stetig steigen wird. Gemäß den Analysten-Prognosen beim Wirtschaftsdienst Bloomberg reduziert sich so das KGV in den kommenden zwei Jahren auf „nur noch“ 28. Entsprechend raten von 14 Analysten zwölf zum Kauf der Aktie, zwei haben ein neutrales Urteil. Zum Verkauf rät kein einziger. In Europa wagte sich im Juni 2016 Basic-Fit aus den Niederlanden an die Börse und schrieb seitdem ebenfalls eine Erfolgsgeschichte. Allein auf Sicht von einem Jahr hat sich die Aktie verdoppelt. Die Kette ist Marktführer in den Niederlanden und in Belgien, daneben aber auch in Frankreich und in Spanien präsent. Die Niederländer sehen sich selbst mit 530 betriebenen Clubs und 1,65 Millionen Mitgliedern als Marktführer in Europa. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Kette einen Umsatz von 326 Millionen Euro und ein Nettoergebnis von elf Millionen Euro. Noch hakt es etwas bei der Profitabilität, die Eigenkapitalrendite (ROE) liegt bei 3,6 Prozent. Mit steigenden Nutzerzahlen aber dürfte auch die Rendite anziehen.
Auf Großbritannien beschränkt sich The Gym Group. Das Unternehmen betreibt 128 Studios und bietet auch Kurse wie Yoga und Tanzen an. Dabei besteht die Strategie darin, sich vom breiten Markt abzugrenzen. Das Unternehmen verzichtet auf Verträge mit langer Laufzeit, die Mitgliedschaft gibt es für eine eher günstige Monatsgebühr. Die Strategie scheint zu fruchten: 2016 verzeichnete das Unternehmen 376000 Mitglieder, im Jahr 2017 waren es dagegen bereits 607000. Das Ergebnis vor Zinsen und Abschreibungen (Ebitda), ein Gradmesser für die operative Stärke, kletterte im gleichen Zeitraum von 17 Millionen auf 28 Millionen Pfund. Geräte und Wearables. Aber egal wer ein Studio betreibt: In vielen Fitness-Anlagen rund um den Globus finden sich die Geräte von Technogym. Die Italiener bieten die komplette Palette an — von Konditionsgeräten über Kraftmaschinen bis hin zu Funktionstraining. Technogym verfügt überjahrzehntelange Erfahrung und war bereits offizieller Lieferant von sechs Olympischen und Paralympischen Spielen. Zu den Kunden zählen neben Fitness-Studios auch Hotels, Arztpraxen und Schulen. Außer den Geräten bieten die Italiener auch Dienstleistungen und Service rund um den Betrieb der Fitness-Geräte. Der Börsengang vor rund zwei Jahren hat sich für Anleger gelohnt. Der Ausgabepreis der Aktie lag bei 3,25 Euro. Mittlerweile notiert das Papier bei über zehn Euro. Damit ist die Aktie jetzt zwar relativ teuer, aber dank der guten Perspektiven bleibt sie kaufenswert. Immer häufiger sieht man im Fitness Studio, dass die Trainierenden irgendwelche Geräte am Körper tragen. Die Palette reicht von Smartwatches über Fitness-Armbänder bis hin zum Blutdruckmessgerät. Diese Geräte heißen Wearables und bringen den Herstellern wie Fitbit oder Garmin ordentliche Umsätze. Während Fitbit aber noch Verluste einfährt, schreibt Garmin tiefschwarze Zahlen. Das Unternehmen mit Firmensitz in Schaffhausen in der Schweiz und operativer Hauptzentrale in Kanada ist eigentlich bekannt geworden durch Navigationsgeräte, mittlerweile aber hat sich das Segment Fitness zu einem großen Bereich entwickelt. Zusammen mit dem Geschäftsfeld Outdoor/Sports steht es für rund die Hälfte der Umsätze, die andere Hälfte entfällt auf Navigation für Autos, Flugzeuge und Schiffe. Das Unternehmen ist schuldenfrei, die Aktie bietet zudem eine attraktive Dividendenrendite von 3,6 Prozent.
Wer also nicht weiß, worin er sein Geld anlegen soll, der könnte das Nützliche mit dem Profitablen verbinden und den wachsenden Fitness-Boom zu seiner Leitidee machen und den Fokus einmal darauf richten.