London. Auch er musste einsehen, dass das Leben nur endlich und nicht unendlich ist, aber mit der Forschung von der Entstehung allen Lebens hat er sein eigenes Dasein verbracht und uns viele neue Erkenntnisse hinterlassen. Der Mann, der in Cambridge sein eigenes Forschungsinstitut betrieb und der „Weise im Rollstuhl“ genannt wurde. Nun ist er seit knapp 4 Wochen tot, verstorben am 14.3.2018, und die Welt trauert um ein Jahrhundert-Genie.
Das Universum, da war sich Stephen Hawking sicher, entstand aus dem Nichts. Vor dem Urknall habe es nichts gegeben, die Frage danach sei ebenso unsinnig wie die Frage, was südlich des Südpols liegt. Zum ersten Mal hatte der berühmte Physiker diese Hypothese 1981 präsentiert — ausgerechnet im Vatikan. Solche Anekdoten, aber auch seine weltbekannten populärwissenschaftlichen Bücher wie „Eine kurze Geschichte der Zeit“ und „Das Universum in der Nussschale“ machten ihn zum Popstar der Wissenschaft.
Bei einem Interview im Jahr 2001 konnte man Hawking zu seiner Forschung befragen. Damals arbeitete er daran, Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie und die Quantentheorie zur sogenannten Quantengravitation zu vereinen. „ Dann hätten wir eine ,Theorie von allem‘, die beschreibt, wie das Universum begann und warum es so ist, wie wir es beobachten “ , erklärte er. Zum Fototermin schlug Hawking vor, auf den Dachgarten des Instituts zu gehen. Oben angekommen, drehte er sich im Rollstuhl in die Sommersonne und schloss die Augen. Es war ein anrührender Moment. Der berühmte Physiker war jetzt dem Universum, dem sein Leben galt, ganz nah. Später offenbarte er seinen speziellen Humor. Als Gaststar in einer Folge der Science-Fiction-Serie „Star Trek“ pokerte er mit Isaac Newton und Albert Einstein sowie der „Star Tek“ Figur Lt. Commander Data. „Müssten Sie, um dies wirklich zu erleben, eine Zeitreise unternehmen oder eher in ein Paralleluniversum wechseln?“ fragte man ihn. „Die Wahrscheinlichkeit, dass makroskopische Objekte durch die Zeit reisen können, ist meinen Berechnungen zufolge extrem gering. Das ist schade, denn in der ,Star Trek‘-Episode hätte ich viel Geld gewinnen können “ , lautete Hawkings Antwort.
Bereits in seiner Doktorarbeit gelang ihm der erste Paukenschlag. Sein Kollege Roger Penrose hatte untersucht, was geschieht, wenn einem Stern der Brennstoff ausgeht und er dann unter der Kraft seiner Gravitation kollabiert. Der Himmelskörper schrumpft zu einem Punkt von unendlicher Dichte. Diesen Zustand nennen die Physiker eine Singularität. Hawking übertrug diesen Vorgang auf die Entstehung des Universums. Verfolgt man nämlich die Expansion des Alls immer weiter in die Vergangenheit, rücken die Massen im Universum einander immer näher. Nahe dem Punkt null sind sie so hoch verdichtet und in einem winzigen Raum zusammengedrängt, dass eine Singularität entsteht. Dichte, Energie und Krümmung werden darin unendlich, Raum und Zeit dagegen schrumpfen auf den Wert null. Damit hatte Hawking den Urknall bewiesen.
Neben seiner bahnbrechenden Forschung war Hawking ein steter Mahner. So fürchtete er, dass sich die Menschheit selbst zerstören könnte. Atomkriege und eine katastrophale globale Erwärmung seien die herausragenden Gefahren, genetisch veränderte Viren sowie die künstliche Intelligenz mögliche andere. Eines Tages würden Roboter die Menschheit vollständig ablösen, warnte er. Oftmals wies Hawking auf eine scheinbar schicksalhafte Bestimmung hin: Er wurde am 8. Januar 1942 geboren — genau 300 Jahre nach dem Tod von Galileo Galilei. Schon in der Schule erhielt er den Spitznamen „ Einstein ‚. Später studierte er Physik in Oxford. Anschließend wechselte er zum Studium der Kosmologie nach Cambridge. Kurz darauf diagnostizierten Ärzte bei ihm das Nervenleiden ALS, das ihn wenig später an den Rollstuhl fesselte. trotzdem habe er ein gutes Leben gehabt, schrieb Hawking in seiner Autobiografie. Als Forscher sei er sehr erfolgreich gewesen, und er habe drei wundervolle, großartige Kinder.