Bad Vilbel. Gerade erst hatte Bruno Schick den Kampf um den Pillenkonzern Stada gegen Zahlung von rund fünf Milliarden Euro gewonnen – da meldeten sich nacheinander zwei Mitglieder des Aufsichtsrats. Glückwunsch, und wenn er noch einen Job im Stada-Vorstand zu vergeben habe, man sei nteressiert. Übrigens, so eine An-uferin, das Konkurrenzangebot von dvent und Permira habe soundsoniele Euro unter dem von ihm und einem Kompagnon Michael Siefe von Bain Capital gelegen.
Der Deutschland-Chef des Finanznvestors Cinven war perplex – und ändert sich kurze Zeit später bestätigt die Kanzlei Debevoise & Plimpton am in ihrer „Untersuchung möglicher Geheimhaltungspflichtverletzungen bei der Stada“ zum Ergebnis: „Diese Information war streng vertraulich“, mit anderen Worten: eine Verletzung des Aktiengesetzes.
Die Studie belegt auf 16 Seiten die epischen Feindseligkeiten zwischen Aufsichtsrat und Vorstand in den wilden Stada-Zeiten: Jeder gegen fast jeden. Über die größte Altlast soll im Januar Klarheit herrschen: Ob sich die Ex-Vorstände Hartmut Retzlaff, Matthias Wiedenfels und Helmut Kraft tatsächlich „schwerwiegende Pflichtverletzungen“ zuschulden kommen ließen, wofür der damalige Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker auf der Hauptversammlung Ende August öffentlich „belastbare Erkenntnisse“ ausrief. Die Neueigentümer haben die Kanzlei EHW Partners aus München nun um einen unabhängigen Blick gebeten.
Oetker droht Ungemach: Sprechen die Neueigner die drei Ex-Vorstände frei, gibt es die Idee, Oetker wegen „übler Nachrede im öffentlichen Raum“ zu verklagen.
Noch mehr Spannung herrscht aber in der Frage, wozu die Juristen in der „Causa Q5″ neigen. Der damalige Vorstandschef Retzlaff hatte den Audi einem langjährigen Handelsvertreter geschenkt, um den Vertrag friedlich zu beenden – nach Ansicht der Complianceabteilung eine Pflichtverletzung und ein Grund, Retzlaff fristlos zu feuern. Stattdessen bekam der Mann, der Stada 23 Jahre geführt hat, ein Abfindungspaket über mehr als zehn Millionen Euro, abgesegnet unter anderem vom damaligen Aufsichtsratsvize Oetker. Retzlaff ist wohl nicht mehr zu belangen, Oetker aber wäre es möglicherweise schon — jedenfalls wenn er frühzeitig von der Causa CIS wusste.