Berlin. Das, was niemand gewollt hat, ist eingetroffen. Wir haben wieder eine große Koalition. Und nach dem GroKo-Debakel wenden sich nun alle gegen Angela Merkel. Denn eins ist klar geworden bei den nächtelangen Verhandlungen um eine handlungsfähige Regierung: Jeder denkt an sich zuerst! Aber genau mit dieser Einstellung reiten die Politiker Deutschland immer weiter rein in den politischen Sumpf von Unentschlossenheit, Zank und Führungsschwäche. So werden Probleme nicht gelöst, sondern ausgesessen und vertagt, so wird der Wille des Volkes eiskalt ignoriert – mit Lügen, Intrigen und Täuschungen. Erstaunlich, dass das Volk am Ende wütend ist, aber letztendlich nichts gegen diese Wahltäuschungen unternimmt.
Lauthals wurde noch am Wahlabend ein Miteinander von SPD und CDU/CSU kategorisch abgelehnt, zu unüberbrückbar seien die Differenzen zwischen den Parteiprogrammen der Kontrahenten. Und nun das. Die Kanzlerin opfert die eigene Partei, nur um selbst an der Macht zu bleiben, Minister, denen man Treue geschworen hat, werden aus dem Amt gejagt und Kontrahenten, die nichts mehr voneinander wissen wollten, ziehen nun gemeinsam an einem Strang. Das ist ein Schmierentheater vom Allergemeinsten und Verrat am deutschen Volk. Wer sich jetzt an die Zeilen der deutschen Hymne erinnert, dem dürften die Haare zu Berge stehen. Denn von Einigkeit und Recht und Freiheit kann weiß Gott nicht mehr die Rede sein. Eine Entscheidungs-Freiheit hatten wir im Land schon lange nicht mehr – da gibt es andere, die uns vormachen, wie es geht. Die Schweizer beispielsweise, die den Volksentscheid bei strittigen Fragen entscheiden lassen. Einigkeit, die von der Politik vorgelebt wird, gibt es längst nicht mehr, stattdessen zerfleischen sich Parteimitglieder öffentlich. Und „echte Rechte“ hat der deutsche Bürger nicht, zumindest wenn es um das Mitentscheiden bei politischen Dingen geht. Was bleibt, ist die Rolle der Marionetten, die an der langen Leine von Gesetzgebung und Bevormundung durchs Land geführt werden. Wir sind keine Demokratie, allenthalben eine „Demokratur“. Eine Mischung aus Demokratie und Diktatur. Da ist für den einzelnen Wähler kein Platz mehr und zeigt einmal mehr, dass dieser nichts aber auch gar nichts mehr zu entscheiden hat. Dazu kommt ein neuer Außenminister, der in einer Merkel-Regierung seinen Dienst verweigern wollte, aber nun seinem Ruf als „Lügenbaron“ alle Ehre macht. Ellenbogengesellschaft unten beim Volk, wo jeder am liebsten nur an sich selbst denkt, sowie oben in der politischen Spitze, wo alle an ihren Posten kleben. Und dafür die eigene Partei und deren Ideologie verkaufen und verraten.
Es häufen sich Stimmen, die nach Neuausrichtung, Umstrukturierung und Reform innerhalb von SPD und CDU rufen. Das, was jetzt passiert, ist nicht mehr mit den Grundsätzen einer Christlich Demokratischen Union zu vereinbaren, genauso wenig wie mit den sozialpolitischen Ansprüchen einer SPD. Zitat aus den Reihen der CDU dazu: „Die Autorität der Kanzlerin ist nicht nur innerhalb der Partei erschüttert, sondern auch in ihrer Amtsführung als Regierungschefin“. Stimmen nach einer inhaltlichen und personellen Erneuerung der Bundespartei werden laut. Tatsächlich steckt die CDU in einer tiefen Krise, deren Führungsperson nie dagewesener Kritik gegenübersteht. Und bei der SPD versucht ein Ex-Kanzlerkandidat, die Kanzlerin mit einem Ultimatum zu erpressen, wenn er nicht bekommt, was er fordert. Die Jungsozialisten haben immer ihr Veto gegen eine GroKo eingelegt, doch die Altvorderen an der Parteispitze scherten sich einen Dreck darum. Die Leidtragenden des ganzen Politiktheaters sind neben den Wählern diejenigen, deren Hoffnung es war, dass Themen wie Klimawandel- und Erderwärmung, Atom- und Kohleausstieg, Mindestlohn, Flüchtlingskrise und innere Sicherheit zu besseren Ergebnissen führen, die die Lebensqualität im Land verbessern und einschneidende Veränderungen bringen. Doch das Gegenteil ist unter diesen neuerlichen Bedingungen zu erwarten. Was soll man auch anderes erwarten, wenn Sigmar Gabriel von respektlosem Miteinander in der eigenen Partei spricht, und die CDU sich selbst aufgibt vor dem Hintergrund, dass in den eigenen Reihen vom Anfang vom Ende der Volkspartei gesprochen wird. In dieser Situation von einem Wählerauftrag zu sprechen mutet an wie nackter Hohn – und entbehrt jeder realen Grundlage.