Washington. Wenn Topmanager Selbstauskunft geben, sind in der Regel keine großen Enthüllungen zu erwarten. Daran gemessen, schreibt Microsoft-CEO Satya Nadella erfreulich deutlich über Microsofts Schwächen und wie er dagegen ankämpfte. Sein großes Thema ist die Führungskultur des Softwareriesen aus Redmond, die zu seinem Amtsantritt offenbar komplett verkorkst war. Nadella hat sich vorgenommen, Microsofts Seele wiederzubeleben. „Hit Refresh“, eigentlich das Neuladen einer Website, lautete sein Slogan für den Neustart der ganzen Company.
Nadella ist seit 2014 im Amt und erst der dritte CEO in der 42-jährigen Microsoft-Geschichte. Der rigide Führungsstil des Vorgängers und Hitzkopfs Steve Ballmer hatte die Belegschaft traumatisiert: „Jeder musste ständigjedem beweisen, dass er oder sie der Schlaueste im Raum war.“ Der Umgang war höchst formell, jedes Meeting perfekt geplant, Hierarchien waren unüberwindbar. Ein kränkelnder Aktienkurs zerrte zusätzlich am Selbstbewusstsein. Um verlorenes Terrain zurückzuerobern, setzte der gebürtige Inder auf Empathie, Vertrauen und Kooperation. Er führte einen jährlichen IdeenHackathon ein und polierte Microsofts Image auch nach außen wieder auf: Jahrelange Fehden mit Google und Samsung wurden beigelegt. Das gnadenlose Konkurrenzdenken mit dem Ziel der totalen Verdrängung des Rivalen passe nicht mehr in die Zeit, konstatiert er: „In der neuen Ära der digitalen Transformation kommt es auf smarte Kooperationen an.“
Im hinteren Teil des Buchs wirft der Microsoft-Manager einen kritischen Blick auf Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz, Virtual Reality und Quantencomputer. Eine neue digitale Genfer Konvention müsse her, die Sicherheitsstandards im Internet global durchsetze. Dann werde alles gut. Der Fortschritt könne Hunger, Armut und Bildungsmangel ausrotten, daran glaubt Nadella felsenfest. Ein bisschen Nerd ist er halt auch.