Köln. Fern- beziehungsweise automatische Steuerung internetfähiger, vernetzter Haustechnik, Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik — was vor zehn Jahren eher noch Science-Fiction war, findet heutzutage immer mehr Nutzer. 2018 könnte die Zahl der Smarthome-Haushalte hierzulande die Millionengrenze erreichen, schätzt der IT-Branchenverband Bitkom.
Bei den wichtigsten Anschaffungsgründen rangiert Sicherheit ganz oben. Eine Schnittstelle für die Assekuranz. Ausgangspunkt für neue Zusatzangebote bei den Klassikern Hausrat und Wohngebäude und zugleich Triebfeder für Kooperationen mit Herstellern der intelligenten Haus- und Sicherheitstechnik: Allianz und Panasonic, Provinzial Nordwest und Lupus Electronics, die Bayerische und Devolo sowie erst jüngst Gothaer und Abus sind erste Beispiele.
Das Grundprinzip: Wer Notfalltechnik einbaut, bekommt sie günstiger, wird im Gefahrenfall informiert und erhält weitere Hilfe. Je nach Stadium der Konzepte ergeben sich für Makler und ihre Kundschaft unterschiedliche Test- und Einstiegsmöglichkeiten. Eine Chance, die so wohl nur Märkte im Aufbau bieten.
Mah habe den Fokus zunächst auf die Einbruchprävention gelegt, so Guido Paland, „Projektleiter Smart Home“ bei der Gotneer, mit Bezug auf das angebotene Starterpaket. Mit Alarmzentrale, drei Tür-Fenster-Kontakten, zwei Bewegungsmeldern und Fernbedienung bietet es nach seinen Worten für 325 Euro einen „vernünftigen Grundschutz“ zum Selbsteinbau. Zum Alarm vor Ort kommt bei einem Einbruchsversuch die Alarmierung per Smartphone „als Pushmeldung oder über E-Mail“. Nachrüstung, etwa mit Innen- und Außenkameras oder Funksteckdosen zur Lichtsteuerung von unterwegs, ist demnach jederzeit möglich. Dann allerdings ohne die Rabattierung von 30 Prozent. Fürs Erste sind technikaffine Bestandskunden der Gesellschaft über alle Sparten, aber auch interessierte Makler die Adressaten der zunächst 1.000 vorgehaltenen Pakete.
Inwiefern künftig kostenpflichtige Assistanceleistungen draufgesattelt werden könnten, lässt Paland offen. „Ob beispielsweise eine Notfallzentrale angefunkt wird, die sich weiter kümmert“, das sei gegebenenfalls ein zweiter Schritt. Man wolle erst Erfahrungen sammeln: Was wollen die Kunden tatsächlich? Da sei der Makler bekanntlich ein wichtiger Mittler.
Im Safe-Home-Konzept der Bayerischen ist dieser zweite Schritt bereits inklusive. „Wenn das System etwa einen Einbruch auf dem Handy meldet, kann der Kunde auf unseren Notfallhilfe-Button klicken und darüber beispielsweise die Alarmierung der Polizei direkt vor Ort veranlassen. Oder — sofern zusätzlich vereinbart — Schutzbriefleistungen wie Notreparaturen“, erläutert der Projektverantwortliche. Für eine anspruchsvolle sicherheitstechnische Ausstattung eines größeren Hauses könnten „normalerweise durchaus zwischen 3.000 und 4.000 Euro zusammenkommen“, vergünstigte Preise für die Technik und Installationsservice bereits eingerechnet. Hier bietet die Bayerische eine monatliche Beitragszahlung mit NullProzent-Finanzierung über drei Jahre an. Nicht die einzige neue Facette im Beratungsgespräch. Wie ist das Haus aufgebaut? Was wird wo gebraucht — zusätzliche Bewegungsmelder auf der Terrasse, Wassermelder in Küche, Keller und Bad? „Das geht der Berater anhand unseres Webkonfigurators mit dem Kunden durch“, erläutert Frosch. Vermittler als Geräteverkäufer? — „Das mag mancher so sehen und vielleicht abwinken.“ Versicherung und Vertrieb müssten sich aber in diesem Bereich weiterentwickeln. Denn in Zukunft werde es viel mehr darum gehen, „nicht nur die Absicherung für den Ernstfall zu verkaufen, sondern auch die risikogerechte Prävention. Der Vermittler wird auch zum Risikoberater.“ Das mache sich auch in der Provision bemerkbar, für Kunden in einer günstigeren Prämie — ein Joker, der fast immer sticht. Inwiefern sich das dann auch in der Haftung bemerkbar machen könnte, wäre die Frage.
Was die bisherige Resonanz gleichermaßen bei Kundschaft und Maklern betrifft, so zeigt man sich bei der Provinzial Nordwest jedenfalls nicht unzufrieden. Ihr Notfallmanagement-Baustein funktioniert auch mit einem Plan B — falls der Smartphone-Alarm ins Leere läuft. Für einen Jahresbeitrag von knapp 50 Euro erfolgt die Aufschaltung auf eine Notrufzentrale, die im Schadensfall die Alarmkette — je nach Art des Ereignisses — in Richtung Feuerwehr, Polizei und in jedem Fall an den Eigentümer auslöst. Das Grundpaket für die Smarthome-Technik gibt es für die Kunden des Regionalversicherers 40 Prozent günstiger. Die Anlage selbst ist als Teil des Hausrats gegen die Gefahren dort versichert. Von diesem Punkt aus steuern andere Gesellschaften wie Württembergische und HDI derzeit das Thema Smarthome an: mit einer Allrisk-Deckung für die Sicherheits- und, je nachdem, weitere Technik plus Prämienrabatt. Ob aus beiden Ansätzen eines Tages sogar ein ganz neues Produkt entsteht? Maklerund Kundenresonanz könnten ein Wegweiser sein.