Wien. Das Publikum kennt den gebürtigen Wiener Niki Lauda schon länger als großen Grantler. Ob Regeländerungen bei der Formel 1 oder die große Politik: Es gibt viele Themen, die den Ex-Rennfahrer in Wallung bringen.
Beim Stichwort Lufthansa lief er da zuletzt zu Höchstform auf. Ein „abgekartetes Spiel“ sei das, wetterte Lauda über den Versuch der Lufthansa, die von ihm gegründete Fluglinie Niki zu übernehmen, die nach der Pleite von Air Berlin heimatlos geworden war. Wettbewerber hätten da keine Chance, grollte er, es drohten teure Monopole. Und überhaupt: „Die Gier is a Hund.“
Fraglich, ob der Mann mit der roten Mütze seine Tiraden wiederholen würde. Denn erstens kam es ganz anders, als von ihm vorausgesagt: Die Lufthansa durfte aus Kartellgründen nicht zulangen; so wurde Lauda wieder Eigentümer der Niki. Und zweitens macht der Österreicher jetzt fröhlich Geschäfte mit den vermeintlich bösen Deutschen.
Denn die Mehrheit seiner Maschinen fliegt ab dem 28. März für die Lufthansa. Deren Tochter Eurowings wird etwa 10 der 15 Maschinen mieten, samt Crews. Der Deal – diskret verhandelt – ist so gut wie abgeschlossen.
Eine wundersame Wendung, auch für den Lufthansa-Kapitän Carsten Spohr. Der erlebte die Air-Berlin-Pleite und deren Folgen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.
Erst schien es, als sei Spohr der große Gewinner – dank einer minutiösen Vorbereitung. Noch zu Lebzeiten des Berliner Konkurrenten hatte er das Leasing von 38 Maschinen einschließlich Crews eingefädelt
und es umfangreich abgesichert. Parallel spielte eine Taskforce in der Frankfurter Zentrale alle Szenarien einer möglichen Pleite des Wettbewerbers durch.
Umso ärgerlicher für Spohr, dass sich die Dinge dann anders entwickelten und er beileibe nicht auf die gewünschte Zahl zusätzlicher Flugzeuge kam. Nur 33 der 38 Air-Berlin-Maschinen fliegen tatsächlich für Eurowings, und bei Niki lief es zunächst ganz dumm. Offenbar wollten die europäischen Wettbewerbshüter an der Lufthansa ein Exempel statuieren, als sie sich gegen die Übernahme sperrten.
Die Hoffnung, die Bundesregierung werde Brüssel umstimmen, ging nicht in Erfüllung. So blieb Spohr nur die Übernahme der Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW), zu der auch diverse Propellermaschinen gehören — Kleinkram, von dem sich die Lufthansa eigentlich mal verabschieden wollte.
Insofern hilft Niki jetzt, die Lücke zu schließen. Die österreichische Linie ist hochwillkommen, weil sie zudem mit geringen Kosten fliegt und entsprechend günstig zu leasen ist. Spohr wäre froh, wenn seine gesamte Eurowings-Flotte derart schlank unterwegs wäre.
Der Kostenvorteil wird auch künftig erhalten bleiben, denn Niki Lauda wird sich weiter persönlich um seine Fluglinie kümmern und sie mit seiner notorischen Disziplin auf Kurs halten. Dazu verpflichtet ihn schon der Name der Airline, der sich allerdings vom Vor- auf den Familiennamen verschiebt. Niki heißt künftig Laudamotion, wie die Firma, von der aus Lauda seine Geschäfte führt.
Dem Ex-Formel-1-Weltmeister bleibt tatsächlich nicht viel anderes übrig, als die Lufthansa zu seinem Hauptkunden zu machen und ihm auf Dauer gewogen zu halten. Denn der alte Nachteil seiner Linie, der ihn 2011 zu Air Berlin trieb, existiert weiter – sie ist zu klein für die Eigenständigkeit. Und viel zu spät dran.
Die großen Reiseveranstalter haben dem Gezerre um Niki nicht lange zugeschaut und sich für den Sommer woanders eingedeckt. Nur gut, dass es den ach so bösen Kranich gibt.