Essen. Angesichts fallender Preise für gebrauchte Dieselfahrzeuge steigt die Nervosität bei deutschen Autohändlern. „Der Druck auf den Diesel hat sich massiv verschärft“, sagte Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). „Die Diskussion über mögliche Fahrverbote zeigt Auswirkungen.“ Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT), die im Auftrag der Branche Verkaufsdaten erhebt, meldete Ende September erstmals in diesem Jahr fallende Werte für gebrauchte Diesel im Vergleich zu 2016. Zugleich stellen die Händler fest, dass es deutlich länger dauert, bis ein Dieselauto einen neuen Besitzer findet.
Die Hoffnung der Branche, dass sich die Gebrauchtwerte der Diesel stabil halten lassen, erweist sich damit als trügerisch. Zwar weisen die längeren Standzeiten schon seit einiger Zeit auf eine sinkende Nachfrage hin, an den Preisen aber hatte sich bis jetzt wenig getan. Daher markiert auch ein vergleichsweise kleiner Preisrückgang eine wichtige Trendwende: Laut DAT sank der Wert von drei Jahre alten Dieselautos im August erstmals auf 54,2 Prozent des früheren Listenneupreises. Vor einem Jahr lag dieser Wert bei 54,5 Prozent. Dreijährige Benziner blieben dagegen stabil bei 56,1 Prozent.
Fachleute gehen davon aus, dass der Markt künstlich beruhigt wurde, indem zum Beispiel die Haltezeiten für Mitarbeiterautos bei den Konzernen verlängert wurden. Dies stoße nunjedoch an seine Grenzen. „Die Kunden beginnen damit, Dieselautos komplett zu meiden“, sagt Jürgen Pieper, Analyst des Bankhauses Metzler für die Autobranche. „Eine Preisreaktion wird kommen.“
Die Standzeiten für Diesel sind laut DAT auf 101 Tage gestiegen, 21 Tage mehr als bei vergleichbaren Benzinern. Peckruhn zufolge ist das deutlich mehr, als für die Händ1er akzeptabel ist. „Wir streben eine Standzeit von 30 bis 40 Tagen an“, sagte der ZDK-Vize. „Alles, was über 90 geht, kostet schon richtig Geld.“
Über Jahre hinweg waren Dieselfahrzeuge wegen ihres geringen Verbrauchs vor allem bei Familien beliebt — bis bekannt wurde, dass mehrere große Hersteller die offiziellen Abgaswerte ihrer Modelle geschönt haben und in etlichen deutschen Großstädten Fahrverbote für ältere Diesel-Pkw drohen. Die Landesregierung von Baden-Württemberg beschloss Anfang Oktober, gegen drohende Fahrverbote in Stuttgart per Sprungrevision vor das Bundesverwaltungsgericht zu ziehen. Ein Urteil wird im kommenden Jahr erwartet.