München. Das europäische Forschungsprojekt An.Dy entwickelt Bewegungsmodelle für menschenähnliche Roboter, um sie zum Assistenten für den Menschen zu machen. Die potenziellen Einsatzgebiete reichen von Pflege und Hilfe im Haus über das Gesundheitswesen bis zur Industrie.
Die SPD drückt aufs Tempo: Ein „neues Zeitalter für die Menschheit“ habe begonnen, die neue Technik anstelle der „Dieselmotoren und anderer Verbrennungskraftmaschinen für feste und fahrbare Kraftstationen, für Schiffe, Flugzeuge und andere Verkehrsmittel muss den Platz Deutschlands in der Reihe der Industrievölker sichern“, so heißt es im Parteitagsbeschluss. Die Regierung ist da schon aktiv. Seit Kurzem versucht ein neues Bundesministerium, die international abgehängten Deutschen wieder an die Spitze zu führen.
Es ist der Sommer 1956 — und die Bonner Politik begeistert sich für die Kernenergie. Franz Josef Strauß (damals 40; CSU) wirbelt als junger „Atomminister“, die SPD kontert mit ihrem eigenen „Atomplan“. Noch nicht richtig mitziehen wollen ausgerechnet die Bosse von Energieversorgern wie RWE. Sie sehen technische Risiken. Und fürchten um die Renditen ihres vorhandenen Kraftwerkparks.
Der Aufbruch der Republik in die Nuklearwirtschaft ist bis heute das krasseste Beispiel dafür, wie ein staatlich aufoktroyierter Technologiepfad mit Milliardenkosten in die Sackgasse führen kann. Um Visionen und Versprechungen bildet sich eine politische Bewegung, später eine harte Lobby, die ihre Investitionen rücksichtslos verteidigt.
Das Ende des Flops ist zäh und teuer.
Die Nuklearbegeisterung der 50er Jahre wirkt aus heutiger Sicht geradezu bizarr. Doch sie erfasst die Eliten in der ganzen Welt. Euphorische Forscher versprechen, dass Atomstrom „too cheap to meter“ sein werde, so billig, dass die Stromzähler entfallen könnten.
Die USA bieten ihr Know-how zur friedlichen Nutzung der Kerntechnik an, um zugleich ein internationales Aufsichtsregime zu ermöglichen. Ingenieure skizzieren neue Kernkraftmaschinen und Zukunftsautos wie einen Ford „Nucleon“. Es locken Frieden, Wohlstand und Abgasfreiheit, zudem eine moralische Wiedergutmachung der Wissenschaft für den Horror der Atombombe.
Aus Angst, dass die deutsche Nachkriegswirtschaft als ein „nuklearer Habenichts“ gen historischen Technologiesprung verpassen könnte, steckt der deutsche Staat Milliarden in die Atomforschung, nimmt den skeptischen Versorgern die Risiken ab. „Ohne das anhaltende Drängen staatlicher und überstaatlicher Institutionen und, was schwerer wiegt, ohne deren massive Unterstützung, wäre das Vorhaben nicht, zumindest noch nicht, zustande gekommen“, erklärt ein Spitzenbeamter, als 1961 der erste Großreaktor finanziert wird. Erst ab der Ölkrise der 70er Jahre erwacht auch das kommerzielle Eigeninteresse der Energieriesen. Der politische Wind dreht sich da allerdings schon langsam, ab 1986 kämpft auch die SPD für den Atomausstieg.
Dass sich die Technik unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nicht rechne, ist heute eines der wichtigsten Argumente von Atomkraftgegnern: Katastrophen- und Entsorgungsrisiken sind nur begrenzt versicherbar und landen letztlich beim Staat. Neue Kernkraftwerke sind extrem komplex und kapitalintensiv.
Großbritannien hat zwar zuletzt versucht, einen rein privat finanzierten Reaktorneubau zu ermöglichen. Dazu musste aber den Investoren – Frankreichs EDF und ein Staatskonzern aus China – ein attraktiver Strompreis für 35 Jahre garantiert werden. Die Baukosten des 2013 gestarteten Projekts Hinkley Point C liefen bald deutlich aus dem Ruder. Im US-Staat South Carolina wurde jüngst ein Reaktorneubau aus Kostengründen ganz gestoppt. Der deutsche Atomausstieg ist längst besiegelt.
Auch spätere Projekte staatlicher Technologielenkung sind hierzulande grandios gescheitert – vom Transrapid bis hin zum Versuch, eine eigene Solarindustrie aufzubauen. Unter dem Eindruck der chinesischen Hightecherfolge liebäugeln manche aber mit einem neuen Anlauf technologischer Weichenstellung — etwa bei der Elektromobilität. Mehr Mut zu aktiver Industriepolitik fordert beispielsweise der „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger.
Seine Kollegen im Sachverständigenrat feuerten in außergewöhnlicher Schärfe zurück: Dass der Staat besser wisse, welche Produkte und Verfahren Zukunft haben, sei „eine Fehleinschätzung, die nicht dadurch besser wird, dass man sie zuweilen wiederholt“.