Peking. Trotz des Warnschusses der chinesischen Regierung will der Mischkonzern Fosun weiter im Ausland zukaufen und auch in Deutschland investieren. Ein Herzstück künftiger Akquisitionen werde die intelligente Fertigung sein, egal in welcher Branche, sagte Chairman Guo Guangchang dem Transatlantic Journal. „Deutsche Unternehmen haben in dieser Hinsicht einzigartige Fähigkeiten, während chinesische Unternehmen reiche Erfahrung in China und einen riesigen Markt bieten. Daher eröffnet die Zusammenarbeit sehr viele Chancen für beide Seiten“, sagte der Konzerngründer.
Fosun ist eines der größten privaten Konglomerate Chinas und gehört zu jenen vier Konzernen, die wegen ihrer aggressiven Investitionen im Ausland zuletzt ins Visier der Behörden geraten waren. Zum Portfolio zählen der Tourismuskonzern Club Med, der portugiesische Versicherer Fidelidade und die Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser. Kürzlich hat ein Fosun-Joint-Venture zudem die Mehrheit am bayerischen Autozulieferer Koller übernommen.
Nach Pekings Warnung bemüht sich Fosun um zwei klare Botschaften: keine Unsicherheit über sein künftiges Auslandsengagement, zudem ist die Zeit des Shoppingrauschs, der der Regierung missfiel, vorbei. Zukäufe seien nur ein Mittel der Entwicklung, sagte Guo. „Wir verfolgen auch internes Wachstum, indem wir Forschung und Entwicklung intensivieren und Innovationen fördern.“
Ende September fand in München der „Fosun European Summit“ statt – ein Signal an potenzielle Partner, dass der Konzern weiter Interesse an Europa hat. Veranstalter war die Bank Hauck & Aufhäuser, die bei Fosuns M&A-Aktivitäten in Europa eine zentrale Rolle spielt. Eingeflogen war die Konzernspitze, auch Guo. Der Chairman diskutierte mit Unternehmensberater Roland Berger über Win-win-Strategien für deutsche und chinesische Firmen im Rahmen der „One Belt, One Road“-lnitiative – eines Prestigeprojekts von Staatschef Xi Jinping. Am Abend besuchte Guo mit Top-Managern der Fosun-Firmen das Oktoberfest – stilecht in Lederhose.