Seoul/Südkorea. An einem der wichtigsten Handelsplätze für digitale Währungen in Südostasien, genauer gesagt in der Südkoreanischen Hauptstadt Seoul, gab es in der vergangenen Woche große Turbulenzen. Die Bitcoin-Börse Youbit musste nach Hacker-Angriffen Konkurs anmelden und brachte damit ein bisschen mehr Verunsicherung in den Handel mit Digitalwährungen. Auch Nobelpreisträger Joseph Stiglitz als einer der bedeutesten Ökonomen der USA, äußerte unlängst seine Bedenken gegen Bitcoin & Co und forderte ein Verbot für Digitalwährungen, weil diese keinerlei Zweck erfüllten und darüber hinaus völlig überflüssig seien. Auch das Görlitzer Unternehmen Golden Gates Edelmetalle GmbH glaubt, dass Gold besser ist als Bitcoins.
Richtig dagegen ist die allgemeine Feststellung, dass der Bitcoin-Handel nur etwas für Zocker und Spekulanten ist, dennoch zieht er Millionen Spekulanten weltweit in seinen Bann. Von sagenhaftem Reichtum ist die Rede, vom Millionär über Nacht und von der Währung der Zukunft. Aber der US-Finanzguru Warren Buffet, einer der besten Anlageprofis und Milliardär, warnt bereits mit vielsagenden Worten: „Das wird ein böses Ende nehmen!“
Zur Zeit herrscht Goldgräber-Stimmung
Auf den attraktiven Zug der Digitalwährungen wollen mittlerweile alle aufspringen. Als Investoren und Spekulanten, als Anbieter von Handelsplätzen oder mittlerweile auch als Fondsanbieter, die gerne sogenannte Krypto-Fonds an den Handelsbörsen etablieren möchten, um damit das große Geld zu machen. Aber zuerst einmal hat die amerikanische Börsenaufsicht SEC diese Pläne durchkreuzt und ihr Veto eingelegt. Es geht dabei zuerst um klare Regeln, die innerhalb der unregulierten Cyberwährung aufgestellt werden müssen. Hauptsächlich geht es um die Sicherheit bei den Transaktionen, die derzeit nicht gewährleistet ist. Denn was anderes sind Bitcoins, als eine von Computern geschaffene Währung, die es nur im Internet gibt und die aus komplizierten Formeln mit verzweigter Verschlüsselung besteht. Hinter dieser Technik, dem „Schürfen“ stehen die „Blockchains“ (eine Kette von Zahlenblocks) in der ein Computerprogramm alle Bitcoins nebeneinander wie in einer Kette speichert. Neue, zusätzliche Bitcoins werden als weitere Blöcke in die Kette aufgenommen, so dass diese so immer länger wird. Das Ende der Kette ist erreicht, wenn 21 Millionen Bitcoins geschürft wurden. Da bis jetzt etwa 17 Mio. Bitcoins auf dem Markt sind, ist ein Ende der Chain absehbar. Und bis dahin versuchen immer neue Investoren, am steigenden Kurs der digitalen Währungen zu partizipieren. Immer in der Hoffnung, dass Bitcoin ein ganz normales Zahlungsmittel wird, so wie Euro oder US-Dollar. Mittlerweile sind auch Zertifikate (auf fallende oder steigende Kurse) als zu handelnde Finanzprodukte erlaubt, so dass die Milliardenwerte in diesem Bereich weiter ansteigen. Der Wert des Bitcoin schwankt allerdings sehr stark, und viele Anleger, die zu spät gekauft haben, mußten schon horrende Verluste in Kauf nehmen. Kurssprünge (Volatilität) von 30-40% sind keine Seltenheit und machen bis heute hauptsächlich den Erfinder dieses neuartigen Geldwesens reich. Das ist derjenige, der 2008 das Bitcoin-Manifest veröffentlicht hat mit dem Ziel, eine demokratische Währung zu schaffen, die nicht von Staaten oder Banken gelenkt wird. Dabei liegt die Datenbank mit allen Transaktionen nicht auf einem zentralen Rechner, sondern millionenfach auf Computern in der ganzen Welt verteilt. Augenscheinlich ein Indiz für Sicherheit, denn so wird es Hackern schwer gemacht, Bitcoinverzeichnisse auf unzähligen PCs ausfindig zu machen.
Bitcoins sind lediglich Computercodes ohne materiellen Gegenwert
Auf jeden Fall ist es im ersten Schritt für den einzelnen erst einmal gar nicht so einfach, Bitcoins zu schürfen. Anfänglich benötigt man eine spezielle Software und Hochleistungsrechner, denn herkömmliche Rechner schaffen die geforderte Recchengeschwindigkeit ncht. Die Lösung wäre ein Zusammenschluß verschiedener User in einem „Mining-Pool“, um die nötige Geschwindigkeit zu erreichen. Wenn man dann einmal im „Besitz“ von Bitcoins ist, wofür die meisten zur Aufbewahrung sogenannte Wallets (digitales Portemonnaie) nutzen, kann man damit schon in Onlineshops im Interet einkaufen. Eine Wallet kann man sich wie einen USB-Stick vorstellen, den man mit sich herumtragen kann und dadurch gegen Hackerangriffe absichern kann. Wenn man also Bitcoins an einen Online-Händler verschicken will, um eine Ware zu bezahlen, benötigt man dessen Wallet-Adresse und die des Überweisung-Vermittlers.Damit verdienen die Vermittler an jeder Transaktion einen kleinen Teil mit, erhalten eine Gebühr. Der Nachteil des Ganzen: Transaktionen dauern manchmal Stunden, weil diese erst bestätigt und dann auf allen Rechnern bestätigt werden müssen. Der Anspruch der Bitcoin-Erfinder, ein schnelles unkompliziertes Bezahlsystem anzubieten, läßt sich somit erst einmal nicht erfüllen. Vor allem können irrtümlich getätigte Überweisungen oder falsche Zahlencodes nicht mehr korrigiert werden, und das Geld ist weg. Unwiederbringbar. Noch stehen dem Bitcoin Tür und Tor für Manipulationen, Geldwäsche und verbotene Transaktionen offen, deshalb wird der Ruf nach klaren Regeln immer lauter.Die EU-Komission hat bereits vergangenen Dezember den Entwurf einer neuen Geldwäsche-Richtlinie vorgestellt, damit Digitalgeld nicht einfach in Echtgeld umgetauscht werden kann.
Für viele stellt sich also immer wieder die Frage: Einsteigen oder nicht, kaufen oder die Finger davon lassen. Denn der größte Kursanstieg ist bereits vorüber – 2010 war ein guter Zeitpunkt, um mit überschaubarem Einsatz sich zu beteiligen. Die Situation jetzt ist nur noch Zockerei und reines Glücksspiel. Mit einem Ende, das völlig offen ist. Experten wie der Harvard-Forscher Dennis Porto glauben, dass der Bitcoin-Kurs auf 100.000 Dollar steigen könnte. Entsprechend dem alten Lied von Angebot und Nachfrage. Dieses ist begrenzt (21 Mio.) und die Nachfrage nimmt momentan zu. Ergebnis ist ein Anstieg beim Preis/Wert. Doch wer will seine Hand dafür ins Feuer legen?