Bonn. Am Rande des Weltklimagipfels in Bonn wird demonstriert: Gegen die Erderwärmung, deren Folgen und dem Anteil Deutschlands an den schlimmen Zuständen, die derzeit im Lande herrschen, wenn das Wort „Energiewende“ in die Diskussion hineingetragen wird. Denn unser Strom, und der der ganzen Welt, muss dringend sauberer und auch billiger werden. Möglichkeiten dafür gibt es genügend, wenn man Solar- und Windenergie besser nutzt. Aber wenn, ja wenn da nicht die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle wäre, die gut 41% der gesamten Energiegewinnung ausmacht. Und daran hängen Tausende von Arbeitsplätzen, man spricht von insgesamt etwa 70.000. Diese würden verloren gehen, wenn wir kurzfristig auf erneuerbare Energien als Hauptstromlieferanten umsteigen würden. Dazu kommen Kohlekraftwerke, deren 20 größten die Umwelt maximal belasten und nach Meinung der Grünen bis 2020 unbedingt aus dem Verkehr gezogen werden sollten. Zur Rettung der Umwelt, zur Verbesserung der Lebensumstände. Vorrangiges Anliegen dabei ist, den CO2-Ausstoss zu verringern – um 40% gegenüber 1990 – was allerdings von vielen als ökonomischer Bankrott gesehen wird.
Laut Emnid haben die Deutschen begriffen, worauf es ankommt: Ein schneller Kohle-Ausstieg muss her – sagen 72% der Befragten und verlangen, dass die Bundesregierung einen entsprechenden Fahrplan erstellt. Doch was wir derzeit unter „Energiewende“ verstehen, ist offensichtlich ein großes Missverständnis: Wir zahlen hohe Umweltabgaben auf unseren Strom, trotzdem wird Braunkohle weiter massiv abgebaut und die Frage stellt sich, wie in Zukunft die Versorgung von E-Autos und Digitalisierung gedeckt werden soll. Dabei haben wir in diesem Jahr laut aktuellen Untersuchungen den höchsten Strompreis aller Zeiten, von dem aber nur 20% beim Energieversorger ankommen, während Umlagen, Steuern, Abgaben und Zahlungen an die Netzbetreiber die restlichen 80% ausmachen. Und das ist absurd. Die Preise für den Verbrauch einer 4-köpfigen Familie von etwa 1127.- Euro im Jahr könnte man z.B. durch Strom aus Solaranlagen aufgrund der Förderung massiv nach unten korrigieren. Geht aber nicht, weil nur eine bestimmte Menge an Strom von den Kommunen ins Stromnetz eingespeist wird, für viele eine Solaranlage noch nicht erschwinglich ist, und der sogenannte „Mieterstrom“ aus Solaranlagen sich noch nicht durchgesetzt hat. Und dann natürlich wegen der „Kohle-Lobby“, die einen großen Einfluss in Politik und Wirtschaft hat. Schlimm ist, dass Deutschland so den zweitteuersten Strom in Europa produziert, dagegen gäbe es bereits genügend Windkraftstrom, den wir aber ungenutzt ins Ausland verschenken!! und zusätzlich auch noch dafür bezahlen, weil wir das vertraglich den Strom-Produzenten zugesagt haben. Eine völlig absurde, unsinnige Situation, die dringend reformiert werden müsste.
Es gibt viele gute Ansätze, so wie das EEG-Gesetz (Erneuerbare Energien Gesetz), mit welchem man den Solarstrom fördert, und der dann eines Tages den Atomstrom ablösen soll. Mit den Jahren ist dieser Strom in seiner Produktions-Historie permanent günstiger geworden und liegt derzeit bei etwa 6,88 Cent pro Kilowattstunde (KwH), das entspricht einem Viertel des heutigen Strompreises. Damit steht eigentlich die Forderung, Kohlekraftwerke sofort vom Netz zu nehmen. Doch die Realität sieht anders aus. Auch aus ökonomischer Sicht produziert Deutschland zu viel Strom, um diesen dann an Nachbarländer wie Holland zu veräußern. Deren Strom ist noch viel teurer als unser Kohlestrom, daher lassen die Niederländer lieber eigene Stromproduktionen stillstehen. Dass die schädliche Braunkohleproduktion in Deutschland somit etwa 37% höher ist als sie sein müsste, interessiert die Politiker erst einmal nicht. Am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen, wenn man realisiert, dass tatsächlich bis 2020 die Klimaziele erreicht werden könnten, wenn im Lande die ältesten Braunkohlekraftwerke auf ewige Zeiten abgeschaltet werden würden. Aber weil Braunkohleenergie sehr billig ist, will man darauf nicht verzichten.
Es wurde festgestellt, dass von den 5 schmutzigsten und umweltbelastendsten Kraftwerken Europas allein 4 in Deutschland stehen. Das sind vorrangig Braunkohlekraftwerke, deren hohe Belastung für Mensch, Tier und Umwelt solch hohe Folgekosten mit sich bringen, dass Braunkohle somit zur teuersten fossilen Energiequelle avanciert. Ein weiterer Nachteil solcher Grundlastkraftwerke ist der, dass sie immer mit voller Leistung gefahren werden, ohne diese verringern zu können, wenn es weniger Bedarf gibt. Ein Teufelskreis, der massiv ins Ökosystem eingreift und den Planeten nachhaltig schädigt.
Alle guten Ansätze wie Windkraft und Solarenergie sind lediglich teil-realisiert, weil die, wie oben angesprochen, „Kohle-Lobby“ ein gewichtiges Wort mitsprechen kann. Daher produzieren wir z.B. auch eine Menge Strom aus Windkraftanlagen, allerdings wird dieser Strom dann aber nicht abgenommen. Trotzdem gibt es Verträge mit Betreibern der Anlagen, die diese errichtet haben, um ans Netz zu gehen. Wenn nun aber dieser Zusatzstrom nicht gebraucht wird, wie bei uns, dann fallen Kosten von über 643 Mio. Euro im Jahr an, um die Betreiber bei Laune zu halten. Schlimmer geht’s nicht! Leider gibt es noch keine Möglichkeit, diesen Strom zu konservieren, um ihn dann später zu verbrauchen. Derzeit einzig vorstellbar: Power-to-Heat-Anlagen, die wie ein großer Heizstab funktionieren, und die Energie für eine gewisse Zeit speichern. Aber das sind noch unausgegorene Projekte. Vorstellbar wäre eine CO2-Steuer für alle, die die Umwelt verschmutzen. Und ein konsequenter Kohleausstieg, der dann aber laut Berechnungen der Universität Köln bis zu 72 Milliarden an Mehrkosten mitbrächte. Dann würde übergangshalber teures Erdgas eingesetzt, wofür dann auch noch neue Gaskraftwerke gebaut werden müssten. Problem ohne Ende und keine Lösung in Sicht. Arme Mutter Erde!