Frankfurt. Älter werden und alt sein ist für viele Menschen beschwerlich. Was jetzt jedoch vermehrt dazu kommt, ist auch noch diskriminierend: Deutschlands Senioren sind für Banken und Versicherungen bestenfalls Menschen 2. Klasse, denen man oftmals Kredite verweigert und überteuerte Tarife bei Versicherungen zuweist. Da muss sich der einzelne bald dafür schämen, dass er im Alter 60+ einen Kredit nachfragt – vor allem jetzt, wo die Zinsen auf dem Tiefstand sind, und jeder davon gerne profitieren möchte. Immer wieder kriegen deutsche Rentner, Pensionäre und alte Menschen im Allgemeinen bei Nachfragen zu hören: „Verzeihung, aber für einen Kredit sind Sie zu alt.“ Ein Schlag ins Gesicht für jeden, der Zeit seines Lebens Kredite aufgenommen und abbezahlt hat, und nun eine abschlägige Auskunft erhält. Dabei fühlen sich Über-60-Jährige laut Statistik im Schnitt 10 Jahre jünger, haben entsprechend gute Vitalwerte und stehen mit beiden Beinen im Leben. So das Ergebnis einer Altersbilder-Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge. Demnach gehören diese Personen nicht „zum alten Eisen“, sondern haben Pläne, Ideen und Wünsche, die sich manch einer gerne mittels Kredit erfüllen möchte.
Kann das wirklich sein? Wenn du alt bist und die 60 überschritten hast, musst du Pläne und Wünsche die eventuell teuer und kostspielig sind, zurückstellen, wenn du diese auf Kredit realisieren willst, weil die Banken dir nicht mehr wohlgesonnen sind. Immer wieder scheitert zum Beispiel der Immobilienkauf bei Senioren am nötigen Kredit, der beim Kundengespräch in der Haus- oder Kreditbank oder der Bausparkasse glattweg abgelehnt wird. Das liegt u.a. daran, dass im Frühjahr die Anforderungen der Bankenaufsicht verschärft wurden. Und die neue Rechtslage, die daraus resultiert, gibt den Bankern nur noch wenig Spielraum für die Kreditvergabe. Entsprechend nahm das Darlehensvolumen bei den 60-70-jährigen um 11,6% ab (Quelle: Finanzierungsplattform Europace). Was dann noch bleibt, ist der Gang zum Kreditvermittler, der allerdings in der Regel überhöhte Zinsen fordert.
Der Knackpunkt beim Senioren-Kredit ist die Tatsache, dass die Kreditrückführung aufgrund des Alters in Frage gestellt wird und dann die Bank auf dem Vertrag sitzen bleibt. Dabei ist es in der Regel so, dass die Bank sich die Immobilie als Sicherheit überschreiben lässt und damit eigentlich gut aus der Sache herauskommt. Doch die Praxis sieht leider anders aus: Eine Ablehnung erfolgt meistens ohne Nennung von Gründen oder mit dem lapidaren Vermerk „Bonität nicht ausreichend“. Egal ob das wirklich stimmt oder nicht. Dabei gibt es in Deutschland das „Altersdiskriminierungsgesetz“, nach dem keine Personengruppe aufgrund des Alters benachteiligt werden darf. Dieses kommt hierbei aber nicht zur Anwendung. Im Gegenteil: Auch bei den Girokonten, wenn sie nicht online verwaltet werden, fallen zusätzliche Kosten an für alle, denen das Online-Zeitalter einfach nicht ihrer Lebensrealität und Gewohnheit entspricht. Die also den herkömmlichen Gang an den Bankschalter bevorzugen oder sich Kontoauszüge lieber zusenden lassen. Selbst Dienstleistungen wie Geldabheben oder manuelle Überweisungen, die von Rentnern gerne genutzt werden, kosten vermehrt hohe Gebühren. Auch bei den Versicherungsgesellschaften gilt: Senioren und Hochbetagte zahlen mehr. Ob fürs Auto, die Reise oder den Unfallschutz. Da kann man sich dann gut vorstellen, dass sich der ein oder andere Senior verletzt und ausgegrenzt fühlt. Im Alter doppelt bestraft sein: Die Last des Alterns und die Schlechterbehandlung verkraften. Das fällt manch einem nicht leicht. Doch einen kleinen Lichtblick gibt es immer noch: Wer seine SCHUFA-Auskunft stets in Ordnung hält und Kredite rechtzeitig nach Plan zurückzahlt, und wer bei der Kreditanfrage noch Eigenkapital mitbringt, zudem jahrzehntelang treuer Kunde seiner Bank ist, dessen Chancen stehen gut, auch im betagten Alter einen Wunschkredit bewilligt zu bekommen.