Berlin. Wo Lufthansa drauf steht, muss nicht immer auch Gutes drin sein. Das gilt zumindest für die Lufthansa-Tochter Eurowings, deren Mitarbeiter sich bitter über die schlechten Lohnbedingungen und Versorgungsleistungen des Kranich-Konzerns beschweren. Mit einem offenen Brief wenden diese sich nun an die arbeitssuchenden Ex-AirBerlin-Kollegen, die sich auf der Suche nach neuen Jobs zu Hunderten bei Eurowings bewerben. In dem Schreiben, was auf Seite 2 der größten deutschen Boulevardzeitung heute veröffentlicht wurde, prangern sie die Missstände im Gehalts- und Versorgungsgefüge von Eurowings-Boss Thorsten Dirks an und warnen zukünftige mögliche Kollegen davor, sich in ihrem Unternehmen um einen Arbeitsplatz zu bewerben. Fest steht, dass im Zusammenhang mit den Verkaufsverhandlungen für die insolvente AirBerlin nicht einmal jeder 2. Job gerettet werden konnte. Und das sorgt natürlich für viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt für offene Stellen bei den Luftfahrtunternehmen.
Au weia! Das war ein echter Hammer, dieser offene Brief, mit dem die Mitarbeiter von Eurowings ihrem Unmut über schlechte Arbeitsbedingungen und Vergütungen Luft gemacht und gleichzeitig den Arbeitsmarkt kräftig irritiert haben. Denn hunderte ehemalige Angestellte der insolventen Airline aus Berlin suchen mittlerweile einen neuen Job, da liegt es nahe, sich beim neuen Haupteigentümer der AirBerlin-Flotte gleich einmal zu bewerben, um möglichweise einen der beliebten Arbeitsplätze im Luftfahrt-Business zu ergattern. Dass dann aber so aus vollen Rohren von den aktuellen Eurowings-Mitarbeitern geschossen wird, das sorgt für Entsetzen in der Konzernleitung und für Verunsicherung bei den Arbeitnehmern. Schließlich sollen etwa 3000 neue Stellen geschaffen werden, allerdings nicht unter dem Vorzeichen, dass Lufthansa/Eurowings angeblich ein miserabler Arbeitgeber sei. In der Branche gilt Ryanair als das Unternehmen mit den schlechtesten Arbeits- und Lohnbedingungen, allerdings könnte ihr Eurowings bald diesen Rang ablaufen – zumindest, wenn man den Warnungen des offenen Briefes Glauben schenkt. Ein offenes Geheimnis war bis dahin bereits die „Androhung“ gegenüber ehemaligen AirBerlin-Piloten, dass diese zukünftig beim neuen Arbeitgeber viel weniger verdienen sollen als vorher. Auch die Fluggäste der mittlerweile bankrotten AirBerlin konnten zwischenzeitlich die Aussage zur Kenntnis nehmen, dass durch die neue Monopolstellung von Lufthansa – zumindest auf den Kurz- und Mittelstrecken – die Ticketpreise deutlich anziehen werden. Da braut sich offenbar ein größeres Gewitter über der deutschen Vorzeige-Fluglinie zusammen. Von falschen und geschäftsschädigenden Aussagen ist auf Seiten des Eurowings-Geschäftsführers Robert Jahn, die Rede, und er bestehe darauf, „dass Eurowings auch zukünftig für Fairness, Zuverlässigkeit und soziale Verantwortung stehe“. Dies zu glauben fällt zumindest den Jobsuchenden in diesem Berufsumfeld mittlerweile reichlich schwer. Die Vorstellung, einen der rar gesäten Traumjobs in der Luftfahrt-Branche zu ergattern, weicht nach und nach der Erkenntnis, dass dieses Business mit harter Arbeit für wenig Lohn verbunden ist.
Doch wie geht’s jetzt weiter? Kein Arbeitgeber kann mit der Tatsache zufrieden sein, dass seine Angestellten sich hinter seinem Rücken öffentlich beschweren und massive Vorwürfe in den Raum stellen. Doch irgendetwas muss dran sein an den Vorwürfen, sonst würden hier nicht so schwere Geschütze aufgefahren werden. Ob es da ausreicht, von Konzernseite die Behauptungen als unwahr abzustempeln? Auf jeden Fall gibt es Gesprächsbedarf, denn der Imageschaden ist bereits jetzt immens. Es handelt sich bei dem Brief nämlich nicht um einen kleinen 3-Zeiler, sondern um eine „Abrechnung“ auf der Länge von fast 2 Din-A-4 Seiten. Viel Zündstoff, der schnellstens entkräftet werden sollte.