München. Sechs Restaurants, fünf Sterne, vier Bars, drei Pools (inklusive des hoteleigenen Strandes), zwei Tenniscourts, eine Golfanlage. Ein Palast in der Kategorie des „Waldorf-Astoria“ im Emirat Ras Al Khaimah muss es schon sein, wenn die Allianz zur Versammlung des Heß-Clubs lädt. Jener Vertretervereinigung, zu der nur die absolute Oberklasse der deutschen Policenverkäufer Zugang hat.
Für das Topmanagement der Allianz ist der Betriebsausflug ein Pflichttermin, für die Edelvertreter ein Gradmesser für das Klima an der Konzernspitze. Die Signale, mit denen rund 300 angereiste Verkäufer Mitte September nach Hause fuhren, waren eindeutig. Konzernchef Oliver Bäte und Deutschland-Chef Manfred Knof hielten Distanz. Getrennte Tische, getrennte SmallTalk-Runden, getrennte Gespräche. Als Knof seine Folien präsentierte, glänzte Bäte durch Abwesenheit.
Knapp eine Woche später war es offiziell. Knof, für immerhin ein Viertel des Konzernumsatzes und der Gewinne verantwortlich, wird Ende 2017 gehen — aus gesundheitliChen Gründen. Auf seinem internen Abschiedsvideo zeigte er sich abgemagert und körperlich angegriffen, sagte aber, dass sich seine gesundheitlichen Probleme „gut kontrollie- ren“ ließen.
Soweit der eine Teil der Geschichte. Der andere erzählt, dass Knofmit seinem Rückzug einen seit Monaten tobenden Machtkampf beendet. Er war zwischen die Fronten des Holdingvorstands um Bäte und seine eigenen mächtigen Spartenfürsten geraten.
Bäte ist genervt, dass sich die Deutschland-Tochter gegenüber seiner Digitalstrategie so halsstarrig zeigt und alle Versuche torpediert, das Geschäft spartenübergreifender auszurichten. In seinem Umfeld gibt es Leute, die der deutschen Allianz „ein Kulturproblem“ attestieren.
Wenig hilfreich war da, dass Knof und Bäte nie miteinander konnten. Obwohl die Deutschen starke Zahen lieferten, gab es von Bäte nur pärliches Lob, Knof fehlte in wichgen Zirkeln. Der wiederum machte um einen Hehl daraus, dass er sich ites Job selbst zutrauen würde.
Im Frühjahr revanchierte sich Bäte. Als er verschiedene Posten im Konzernvorstand neu besetzte, sendete er die Botschaft, dass Knof dafür prinzipiell infrage käme, aber erst in ein paar Jahren — sofern die Performance stimmt.
Nun ist der Rivale — gesichtswahrend — abgetreten. Und Bäte hat sich auf ganzer Linie durchgesetzt. Keiner der Spartenfürsten, die an Knof vorbei die Neuausrichtung der Allianz Deutschland hintertrieben, geht als Sieger vom Platz.
Offen opponiert hat Lebensversicherungschef Markus Faulhaber, seine Sparte liefert Bombenergebnisse, mit 64 hat er nichts zu verlieren. Er und Krankenchefin Birgit König, die eher subtil agierte, luden ihren Unmut bei Werner Zedelius ab, Aufsichtsratschef der Deutschland AG und Holdingvorstand. Zedelius hatte ein offenes Ohr.
Bäte aber ersetzte Knof nicht durch einen der Opponenten, sondern durch Italien-Statthalter Klaus-Peter Röhler, der lieferte weniger glanzvolle Zahlen, ist aber eng mit Bäte. Er soll die Deutschland-Bastion schleifen.
Zedelius, der wohl gern verlängert hätte, wird ebenfalls ersetzt. Durch Axel Theis, der fast genauso alt ist wie er. Danach, so glauben Insider, könnte der Holdingposten abgeschafft werden. Miese Aussichten für die vielen Deutschland-Vorstände, die genau auf diese Position spekulieren.