München. Etwas mehr als die Hälfte der deutschen Start-ups haben Probleme, offene Stellen zu besetzen. Besonders schwierig gestaltet sich die Suche nach IT-Experten. Das hat eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 250 Gründern ergeben, die Capital vorab vorlag. 53 Prozent der Befragten haben demnach Schwierigkeiten, geeignete Kandidaten zu finden.
Die größte Herausforderung ist für die Jungunternehmen die Suche nach Entwicklern: Fast zwei Drittel tun sich schwer, IT-Fachkräfte zu rekrutieren. Ein knappes Fünftel sucht nach Vertriebsexperten, ein Zehntel nach Marketing- und Kommunikationsprofis.
Die Techspezialisten sind jedoch nicht nur in der Start-up-Szene nachgefragt – nach Bitkom-Angaben gibt es in der gesamten Wirtschaft mehr als 50 000 offene Stellen für IT-Experten. Laut dem Personaldienstleister Manpowergroup liegt die Berufsgruppe auf der Liste der am stärksten nachgefragten Positionen in Deutschland auf Platz sechs noch vor Pflegekräften und Servicepersonal im Hotel- und Gastgewerbe.
Die Start-up-Szene hat derweil begonnen, den Fachkräftemangel auf eigene Faust zu lindern. So bildet ExRocket-Internet-Mitarbeiterin Raffaela Rein auf ihrer Onlineplattform Careerfoundry Entwickler und Designer aus, seit 2014 haben fast 30 000 Menschen einen der bis zu 10 000 Euro teuren Kurse absolviert. Das Start-up wirbt mit einer Geld-zurück-Garantie für den Fall, dass Teilnehmer im Anschluss keinen Job finden.
In Berlin baut Thomas Bachem, einst Gründer des Youtube-Konkurrenten Sevenload, eine private Hochschule für Programmierer auf. Die Code University durchläuft noch ein Prüfungsverfahren des Wissenschaftsrats. Wenn alles gut geht, fangen im Wintersemester die ersten Studenten ihre Ausbildung als Softwareentwickler, Interaktionsdesigner oder Produktmanager an. Das Studium soll besonders praxisnah sein und kostet 27 000 Euro bis zum Bachelor-Abschluss.
Auch Christopher Jahns, Ex-Präsident der European Business School, versucht, mit der XU Exponential University eine Hochschule für die Digitalwirtschaft zu etablieren. Ob das klappt, ist noch offen: Der Berliner Senat hatte die Anerkennung verweigert, jetzt versucht Jahns im benachbarten Potsdam sein Glück.
Digitalisierung in Deutschland?
Geht es aber um die Zukunft des Autos, verliert das Ländle plötzlich an Glanz. Porsche sucht den Anschluss mit seinem neuen „Innovation Office“ eben nicht dort, sondern in Tel Aviv. Und wo hat Daimler seine wichtigsten Innovationszentren? Im Silicon Valley und in Bangalore. ZF kooperiert mit dem kalifornischen Grafikchipspezialisten Nvidia, um dem Auto das Sehen und Denken beizubringen. Mehr zum Thema lesen?