Fast 30 Jahre lief Herbert Hainer für Adidas auf, knapp 16 Jahre als Vorstandschef, bis vergangenen Oktober. Herbert Hainer hat nach 15 Jahren an der Spitze 2016 zum letzten Mal die Jahreszahlen von Adidas vorgelegt. Seine stolze Bilanz über die lange Zeit wird aber durch den Aufstieg von Nike getrübt. Den Umsatz hat er auf 19,3 Milliarden Euro mehr als verdreifacht, den Börsenwert fast verelffacht. Solch einen Veteranen sollte ein Konzern an sich binden wollen, würde man vermuten. Zumal das Timing perfekt schien. Zur Hauptversammlung 2019, wenn Oberaufseher Igor Landau abtritt, wäre Hainers Zeit im Abklingbecken vorbei.
Doch das Comeback fällt aus. Hainer drängt es nicht zurück zu Adidas. Er halte seine Mission für erfüllt, heißt es im Frankenland. Hainer mochte das nicht kommentieren.
Zwei Personalberater sind unterwegs, um nach einem neuen Aufsichtsratschef für den Sportartikelkonzern zu fahnden. Eine treibende Kraft dahinter ist die Groupe Bruxelles Lambert (GBL) des Milliardärs Albert Früe. Seit ihrem Einstieg 2015 hat GBL bei Adidas auf 7,5 Prozent aufgestockt. Ohne die Belgier geht nicht mehr viel in Herzogenaurach. GBL-Co-CEO Ian Gallienne sitzt seit 2016 im Aufsichtsrat und schaut Hainers Nachfolger Kasper Rorsted auf die Finger — der keine Anstrengungen unternommen hat, Hainer wieder für Adidas zu gewinnen.
Neben Landau dürfte es 2019 noch weitere Auswechslungen im Kontrollgremium geben. Als Wackelkandidaten gelten Landaus Vize, der Berater Willi Schwerdtle, und Ex-Daimler-Mann Herbert Kauffmann.
Hainer kann das Wechselspiel von der Ehrentribüne aus verfolgen. Lufthansa, Allianz, Accenture, FC Bayern: Dort ist er dank seiner Expertise als Aufseher höchst willkommen.