Hamburg. Über nichts in Deutschland wird so viel geschrieben wie über Essen – vielleicht noch Erziehung, aber das ist eine andere Sache. Heute wollen wir auch mal unseren Senf zum Thema Essen und Ernährung geben. Mythen über Tipps, Tricks, Trends, Diäten, Schlankmacher, Kraftdrinks, und so weiter kursieren in Zeitschriften genauso wie in Büchern, im Internet oder im Programm des allseits beliebten in jedem Haushalt vorhandenen Fernsehers. Jeder, der mit seiner Figur nicht zufrieden ist, zu seinem Sport auch die passende Ernährung finden oder sich einfach nur gesünder ernähren möchte, fragt sich im Wirrwarr dieser ach so wertvollen Tipps der vermeintlichen Experten, was denn nun richtig und gut ist und was nicht. Doch gibt es hierfür eine Universal-Ernährung, die für alle Menschen auf der ganzen Welt zutrifft? Wissenschaftler im Bereich der sogenannten „Nutrigenetik“ sagen nach jahrelanger Forschung eindeutig „Nein!“. Menschen gleichen sich zu nahezu 99,7%. Doch dieser kleine Unterschied von rund 0,3% kann bewirken, dass zum Beispiel Speisen unterschiedlich aufgenommen und verdaut werden. Das heißt, dass ich eine Portion Reis essen kann und diese schlechter verwerte als Sie – und ich somit zunehme.
Jahrelang wurde beobachtet, wie gleiche Speisen von zwei verschiedenen Menschen anders aufgenommen und verwertet wurden. Es gibt beispielsweise Kaffeetrinker, die bereits nach einer Tasse Herzrasen kriegen oder nach längerem Konsum ihr Herzinfarktrisiko stieg und bei anderen genau das Gegenteil der Fall war. Oder kann man auch zwei Barbesucher auf ihre Promillezahl hin testen und sie können die gleiche Menge an Promille aufweisen, obwohl der eine vielleicht 2 Bier und der andere 4 Kurze getrunken hat. Wie kommt es dann aber, dass Menschen, die sehr auf ausgewogene Ernährung die Einnahme der täglich empfohlenen Menge an Obst und Gemüse bedacht sind und dennoch aufgrund des geringen Anteils an Vitaminen und Mineralstoffen im Körper Mangelerscheinungen vorweisen? Viele Phänomene wie Laktose-, Fructose- oder Histaminintoleranzen führen zu einem einzigen logischen Grund: Der gesamte Organismus funktioniert bei jedem anders. Diese 0,3 % Unterschied in der DNA, so sind sich die Forscher der Nutrigenetik einig, sind genauso ausschlaggebend für den Stoffwechsel, die Arbeit der Enzyme und der gesamten Funktion des Organismus‘ wie für das unterschiedliche Aussehen. Die Forschungsdisziplin bringt die Erkenntnis, dass es somit keine Universallösung für die korrekte Ernährung geben kann, da jeder Mensch anders verwertet und verdaut. Manche reagieren auf viel Salz empfindlich, anderen lässt bereits ein Stück Butter den Cholesterinspiegel in die Höhe treiben. 98% der chinesischen Bevölkerung vertragen keine Laktose (Milchzucker), dafür können sie andere in beispielsweise Reis oder Algen enthaltenen Stoffe wie Kalium oder Magnesium besser aufnehmen als viele Europäer. Nichtsdestotrotz weiß jeder, dass Obst und Gemüse wichtig für eine gesunde und ausgewogene Ernährung sind. Genauso sieht es mit dem Fleischkonsum aus.
Klar ist heutzutage gutes, genetisch unvorbelastetes und frisches Fleisch schwer zu finden und wenn, dann schmerzhaft für den Geldbeutel. Allerdings sind die im Fleisch enthaltenen Proteine unverzichtbar für den Körper. Denn ein von Vegetariern und Veganern weit verbreitetes Argument, die Steinzeitmenschen hätten damals auch überwiegend Früchte, Beeren und Co. gegessen ist richtig. Jedoch waren sie auch Jäger. Sie aßen selten Fleisch, aber sie aßen es. Und auch wenn wir es ungern hören, sind die genetischen Strukturen der Steinzeitmenschen stärker in uns verankert als die des modernen Menschen, weil es diese nun einmal viel länger gab, wohingegen der moderne Mensch, welche Berechnung man auch dafür nehmen möge, erst seit einigen Tausend Jahren existiert.
Das Gehirn ist unser Leistungszentrum und Motor unseres gesamten Körpers. Genauso wie ein Auto muss auch dieser Motor durch Zufuhr von Nährstoffen, wie beim Auto das Benzin, gefüttert werden, damit es effizient und effektiv arbeiten kann. Der wichtigste Nährstoff für das Gehirn ist Glucose (Zucker). Diese Form von Energie ist jedoch schnell verbraucht. Also werden zum Beispiel überschüssige Kohlenhydrate oder Proteine in Glukose umgewandelt. Danach wird die Glukose mithilfe von Sauerstoff verbrannt. Der Prozess wird als Glykolyse bezeichnet. Dieser liefert Energie, die das Gehirn versorgt. Der nicht verbrauchte Anteil der Energie wird dann erst in sogenannte Glykogene umgewandelt und dienen als Speicher für zum Beispiel schlechtere Zeiten.
Neue Trends wie glutenfreie Nahrung oder basische Ernährung bilden gerne immer wieder Schlagzeilen in Zeitschriften (besonders Frauenzeitschriften) oder Online-Medien. An allem mag was dran sein. Was auf jeden einzelnen mehr oder weniger zutrifft, muss dieser selbst herausfinden. Denn einen auf ein jeden individuell zugeschnittener Ernährungsplan ist derzeit nicht möglich und wenn, dann kostspielig. Doch die Wissenschaft ist dran. Grundsätzlich kann man mit einer vielfältigen Ernährung, mit Obst und Gemüse, basischen Lebensmitteln und Fisch sowie Fleisch nichts falsch machen. Hinzu kommen ausreichende Bewegung und viel Wasser. Man muss sich nur daran halten. Mehr über Abnehmtrends lesen?