Mainz. Die Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ aus der Deutschen Hauptstadt, veröffentlichte soeben einen interessanten Bericht über Online-Versicherer, die ohne persönliche Beratung mit Versicherungsnehmern komplexe Verträge schließen.
Unter Berufung auf den europäischen Finanzdienstleister EFS AG (Euro-Finanzservice-Vermittlungs AG) heißt es: „Auf dem Finanz- und Versicherungsmarkt etablieren sich seit wenigen Jahren zunehmend Unternehmen im Internet, welche dem Versicherungsnehmer bestimmte Tools anbieten, die ihm suggerieren das für ihn passende Produkt zu finden – völlig selbstständig. Diese Apps und Online-Rechner benötigen vom Versicherten lediglich einige Informationen zur privaten und finanziellen Lebenssituation und erstellen dann eine darauf basierende Liste mit Produktempfehlungen. Es bedarf nur weniger Klicks des Kunden bis zum rechtlich bindenden Vertragsabschluss. Ein persönlicher Kontakt zu einem fachlich ausgebildeten Berater findet nicht statt und scheint weitestgehend durch diese Werkzeuge überflüssig“.
Ingo Linn, Vorstandsvorsitzender der Euro-Finanz-Service-Vermittlungs AG glaubt, die Beratungsqualität leidet im digitalen Makler-Geschäft: „Bei der Vielzahl der unterschiedlichen Versicherungsgesellschaften und deren Produkten macht gerade die Qualität der Beratung den Unterschied. Wenn die persönliche Gesprächsbasis wegfällt, sinkt die Qualität der Beratung, weil nicht mehr angemessen auf die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Kunden eingegangen wird. Sobald der Versicherungsmakler durch eine App ersetzt würde, leidet meiner Meinung nach die Beratungsqualität. Eine App ist zwar modern, kann aber Kompetenz, Erfahrung und unsere hohen Beratungsstandards nicht ersetzen“, sagt der EFS-Vorstand in einer Medienanfrage.
Fintechs arbeiten ohne Service-Gedanken
Weiter heißt es im Tagesspiegel-Bericht:„Statt einer computerbasierten, anonymen Stimme einer x-beliebigen Kundenhotline wünschen sich Kunden in der Regel einen persönlichen Berater, also einen echten Menschen, der sich kompetent und seriös ihrem Anliegen annimmt. Die neuartigen Online-Angebote sind im Zuge der Recherche des Kunden sicherlich hilfreich, um sich in dem Angebots-Dschungel zu orientieren, doch ersetzen sie nicht eine kompetente, persönliche Beratung eines ausgebildeten Versicherungs-Fachmanns“.
Die Wirtschafts- und mittlerweile die Computerpresse haben erkannt, dass unzählige Start-ups im Finanzsektor antreten, um mit frischen Ideen die Geschäftsprozesse zu verändern oder traditionelle Finanzdienstleister zu ersetzen. Das Versprechen ist dabei, Bankdienstleistungen einfacher, bequemer und kostengünstiger anzubieten, aber selten steht der Service-Gedanke im Vordergrund.
Fintech steht für Finanztechnologie. Zu der Technologie gehören hier ebenso Strom- und Kommunikationsnetze sowie die aus ihnen in Verbindung mit Computersystemen abgeleiteten Subtechnologien, wie etwa künstliche Intelligenz oder die Blockchain. Manchmal muss man sich Selbstverständliches ins Bewusstsein holen. Ohne Netze würde die Fintech-Szene nicht existieren.