Ankara. Deutsche Unternehmen scheuen Risiken im Geschäft mit der Türkei. Dies zeigt die stark gesunkene Nachfrage nach Hermesbürgschaften des Bundes, mit der hiesige Exporteure traditionell ihre Geschäfte in unsicheren Ländern absichern. So sank das Handelsvolumen deutscher Unternehmen mit der Türkei unter dem Hermes-Schutzschirm im vergangenen Jahr um rund die Hälfte, ergab eine Anfrage des Transatlantic-Journal. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte „einen deutlichen Einbruch des Neugeschäftes“.
Die Halbierung bei den Bürgschaften ist einer der ersten konkreten Belege dafür, dass die türkische Wirtschaft seit der politischen Zuspitzung unter Präsident Recep Erdogan massiv leidet. Spätestens seit dem gescheiterten Putsch im vergangenen Jahr geht Erdogan mit aller Macht gegen tatsächliche und vermeintliche Gegner vor — auch in der türkischen Wirtschaft. Investitionsklima und Inlandsnachfrage haben sich dramatisch verschlechtert.
In den vergangenen Jahren hatte das Land mit einem Volumen von gut 2 Mrd. Euro stets einen der vorderen Plätze in der Rangliste der deutschen Absicherung von Exportgeschäften belegt. Dem stand 2016 nur noch eine Neudeckung für 1,2 Mrd. Euro gegenüber. Für mittel und langfristige Geschäfte gingen die Nachfrage und damit das Neugeschäft sogar um 67,7 Prozent zurück. Als Grund für die Zurückhaltung nennen Unternehmen mangelndes Vertrauen in das Rechtswesen und die politische Stabilität des Landes.
Insgesamt exportierten deutsche Unternehmen 2016 Waren und Dienstleistungen im Wert von knapp 22 Mrd. Euro in die Türkei. Damit belegt das Land in der deutschen Handelsstatistik Platz 15. Führend sind Kraftwagen und Autoteile, Maschinen und chemische Erzeugnisse. Insgesamt ging der Handel mit der Türkei im vergangenen Jahr um knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Für dieses Jahr erwartet der DIHK sogar ein Minus von mindestens fünf Prozent.