Hannover. Die Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) steht nun mit dem Rücken zur Wand und ist gerade dabei, Kopf und Kragen zu riskieren. Denn eine der drei größten Ratingagenturen der Welt, Moody’s, hat es auf die norddeutsche Bank abgesehen. Mit der Herabsetzung der Bonitätsbewertung wird die Landesbank weiter unter Druck gesetzt, um endlich ihre Eigenkapitalquote zu steigern und aus der Verlustzone herauszukommen.
Nach der HSH Nordbank ist die NordLB der größte Schiffsfinanzierer Deutschlands und dementsprechend auch ein großer Verlustträger der Schifffahrt-Odyssee. Die schier endlose Schifffahrtskrise, bei der man dachte, schlimmer könnte es kaum werden, erreicht einen neuen Tiefpunkt. Deutsche Reeder aus uralten Reeder-Adelsfamilien beschreiben diese Krise als eine, die die deutsche Schifffahrtsbranche zuletzt im 19. Jahrhundert nach dem deutsch-französischen Krieg erlebte. Schiffe mit nicht einmal 10 Jahren auf dem Buckel müssen abgewrackt werden und ältere bringen gerade so noch den Wert ihres Schrottgewichtes ein. Sogenannte Gratisfahrten, also Schiffe, die nicht einmal ihre Betriebskosten erwirtschaften, liegen an der Tagesordnung. Und die Banken, wie nun mal die Norddeutsche Landesbank, erhalten weder Zinsen noch Tilgungen der Kredite, die sie vor vielen Jahren vergeben hatten. Dementsprechend musste die Landesbank ihre Vorsorge für ausfallgefährdete Schiffskredite auf ca. drei Milliarden Euro erhöhen. Diese Maßnahme führte unweigerlich zu einem Rekordverlust von knapp zwei Milliarden Euro und somit zu einer Senkung der Eigenkapitalquote um ca. 2,3 %. Im Herbst letzten Jahres wurden die Anteilseigner durch den ehemaligen Vorstandschef Gunter Dunkel bereits über den zu erwartenden hohen Verlust aufgeklärt. Doch dass dieser letztendlich so hoch ausfallen würde, war nicht abzusehen. Der neue Vorstandschef Thomas Bürkle erklärte, dass die eilige Rettung der Bremer Landesbank, die mit ihren Schiffskrediten unterzugehen drohte, zu der maßgeblichen Erhöhung der Vorsorge der ausfallgefährdeten Schiffskredite und somit zum hohen Verlust führte. Doch im gleichen Atemzug beteuert er auch die Fähigkeit seiner Bank, aus eigener Kraft aus der Misere wieder hinauszugelangen. Allerdings scheint die amerikanische Ratingagentur Moody’s ihm das nicht ganz abzunehmen. Denn ein Plan zur Erhöhung des Kapitals ist allem Anschein nach nicht vorhanden. Stattdessen wird das Programm „One Bank“ ins Leben gerufen, mit dem die Schiffsfinanzierung bei der Nord LB konzentriert und die Energiefinanzierung sowie Betreuung von Firmen- und Privatkunden in die Hände der Bremer Landesbank gelegt werden soll. Zudem soll das Portfolio des zweitgrößten Schiffsfinanzierers um ca. zwei bis vier Milliarden Euro gesenkt und ein anderes ungefähr 1,3 Milliarden Euro schweres Portfolio veräußert werden. Nichtsdestotrotz wird die Vorsorge dieses Jahr weiterhin überdurchschnittlich hoch ausfallen und einer Abschirmungsquote in Höhe von 48 % entsprechen. Versprochen wurden Mooy’s jedoch 50 %, was ebenfalls als Minuspunkt angemerkt wurde.
Das Schicksal Der Norddeutschen Landesbank hängt wohl oder übel mit dem der Schiffahrtsbranche zusammen. Ist dort keine Besserung in Sicht, sieht es auch für die Bank mau aus und sie muss damit rechnen, dass die Refinanzierung immer teurer werden und diese somit immer tiefer in den Abgrund rutschen kann.