Washington. Fast könnte man meinen, der große Blonde mit dem witzigen Haarschnitt, seines Zeichens künftiger US-Präsident, würde Deutschland und dem Rest der Welt bereits nach einer ersten großen Pressekonferenz das Fürchten lehren. Die Rede ist von Donald John Trump, dem Mann der derzeit noch mit „President-elect“ (gewählter Präsident) bezeichnet wird, aber schon am Ende der Woche als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt sein wird. Er hat in seiner 1. Großen PK (Pressekonferenz) und danach im kleinen Kreis zweier europäischer Journalisten Klartext geredet über das, was er denkt, wie er fühlt und was er zu tun gedenkt. Dabei kamen ein paar schonungslose Bewertungen und Bekenntnisse zutage, die manch einem nicht gefallen dürften, wie z.B. der Autoindustrie, der Pharmaindustrie, der Kanzlerin, Herrn Putin oder auch den Nato-Verantwortlichen, um nur einige zu nennen.
Donald J. Trump der Klartext-Redner. Mit Diplomatie hat die Art, wie er redet und argumentiert, wenig zu tun. Dafür aber mit schnörkelloser Ehrlichkeit, Kaltschnäuzigkeit und Managermanier. Er sieht die kommenden Aufgaben wahrscheinlich eher wie jemand, der ein Unternehmen neu ausrichten und strukturieren will, weil es nicht so richtig läuft und weil die Zahlen nicht stimmen. Dabei gibt er zu verstehen, dass er Dinge anpacken und reformieren will. Er ist erfolgreicher Geschäftsmann, er weiß, dass ein Land mit 20 Billionen Dollar Staatsverschuldung seine Dominanz schnell verlieren kann, wenn nicht reformiert, die Wirtschaft umgekrempelt und dem Militär genügend finanzielle Unterstützung zu Teil wird, um den Status der Weltmacht Nr.1 zu verteidigen. Dabei gibt er sich als „Weltversteher“ und Philanthrop, also als jemand, der am allgemeinen Wohl der Menschen interessiert ist. Er hat auch nichts gegen Mexikaner oder Muslime, er will nur nicht, dass all diese Menschen in sein Land strömen. Ihm geht es erst einmal um das Wohl der eigenen Nation, ums eigene Land, bevor er sich wohltätig um andere Nationen kümmert. Und da setzt er dann mit der Kritik an Angela Merkel an und spricht das aus, was viele in Deutschland zwar denken, aber keine Lobby oder Plattform haben, um dieses öffentlich als Missfallen auszudrücken. Die Einwanderungspolitik Angela Merkels sei eine Katastrophe und ein riesen Fehler gewesen. Sie ist seiner Meinung nach hauptverantwortlich dafür, dass Deutschland jetzt in diesem Dilemma der unkontrollierten Zuwanderung steckt. Das Einreisen von militanten Kräften und Terroristen, die die Politik der offenen Arme schamlos ausnutzen. Eine Sicherheitszone in Syrien wäre das richtige Rezept gewesen, wenn es nach Trump ginge. Außerdem der von den USA initiierte Krieg gegen den Irak: Ein riesiger Fehler, der niemals hätte passieren dürfen. Die Probleme liegen laut Trump im eigenen Land, da hat es keine Kapazitäten um unsinnige Nebenschauplätze zu schaffen. Apropo Militär: Die Nato sei veraltet, das System überholt und die Gründung 1949 einfach ein Thema von Gestern. Fast könnte man meinen, die USA würden ihre Bündnistreue zu Europa in Frage stellen. Schließlich geht es dabei auch um den Schutz vor Russland, das als alter Gegner zu Zeiten des kalten Krieges, mehr denn je unter der Führung Putins zu einem Sicherheitsrisiko geworden ist. Auch ein vereinigtes Europa konnte den zukünftigen US-Präsidenten nicht unbedingt beeindrucken: „Mir ist es egal, ob die Staaten getrennt oder vereint sind. Es werden bestimmt noch weitere Staaten aus dem Bündnis austreten“, so Trump auf die Frage, in wieweit Europa ihm wichtig ist. Danach folgte dann seine Interview-Attacke auf die deutschen Autokonzerne, denen er einen Einfuhr-Zoll in Höhe von 35% auf jedes importierte Auto prophezeite. Trumps Idee träfe auch den Produktionsstandort USA – denn 40 Prozent der in Mexiko verbauten Autoteile stammen aus den USA. Gemessen am Wert der Fahrzeuge ist BMW der größte Autoexporteur der Vereinigten Staaten – und exportiert weit mehr Autos aus den USA als dort verkauft werden – vor allem nach China. 35 Prozent Importzoll auf ein in Mexiko gebautes deutsches Premiumauto würden auch US-Autokäufern wehtun, die sich deutsche Marken leisten können. Dabei sollte Trump genau wissen, dass der Qualitätsunterschied bei Autos made in Germany und made in USA himmelweit ist, und deshalb so viele US-Bürger sich für einen PKW aus deutschen Landen entscheiden. Auch ist er strikt dagegen, dass US-Firmen im Ausland (z.B. Mexiko) ihre Produktionsstätten errichten. Sein oberstes Ziel ist es, die heimische Industrie zu stärken, und an erster Stelle der eigenen Nation Vorteile zu verschaffen. „Making America great again“ war sein Slogan, den er jetzt mit aller Macht in die Tat umzusetzen versucht.