Madrid. Der Fußball hat sich weltweit verändert. Nicht nur das Tempo und die Strategie des Spiels haben sich gewandelt vom sogenannten „Standfußball“, den Völler und Voigts glorreich praktizierten, hin zum „Guardiolischen Tiki Taka“ – nein, auch die Gehälter und Werbeeinnahmen sind auf eine ungesunde Größe angewachsen. Diese Veränderung zerstört den Sport, prophezeien Kritiker. Football Leaks, eine Aktivistenseite, die gegen die mächtig(en) kriminellen Akteure auf und neben dem Fußballfeld vorgeht – hat Journalisten, darunter auch der Transatlantic-Journal-Redaktion ein großes Datenpaket zugänglich gemacht. Seit acht Monaten werten 60 Journalisten von zwölf europäischen Medienhäusern einen riesigen Datensatz aus der glamourösen Welt des Fußballs aus. In dieser Zeit ist die Dokumentensammlung auf etwa 1,9 Terabyte angewachsen, aus drei großen Geschichten sind viele Geschichten geworden. Auf den Startschuss zu dieser Serie haben mittlerweile über hundert Journalisten, Programmierer, Grafiker und Kameraleute hingearbeitet. Nun ist es so weit.
Tausende E-Mails, Verträge und Präsentationen auf Englisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch und Französisch, tausende Suchergebnisse zu Profispielern von Bundesliga, Premier League und Primera Division, Gehälter von Weltmeistern, Kontoauszüge von Europameistern – wer, wenn nicht ein europäisches Netzwerk aus erfahrenen Investigativjournalisten und versierten Sportexperten, sollte sich um diese Daten kümmern?
Im April nahmen die Mitglieder des Recherchenetzwerks European Investigative Collaborations (EIC) die Arbeit auf. Neben Transatlantic Journal beschäftigt sich bald die belgische Tageszeitung „Le Soir“ mit dem Material, ebenso Kollegen aus Dänemark („Politiken“) England („Sunday Times“), Frankreich („Mediapart“), Italien („L’Espresso“), aus den Niederlanden („NRC Handelsblad“), Österreich („Falter“), Portugal („Expresso“), Rumänien (RCIJ, „The Black Sea“), Serbien („Newsweek Srbija“) und Spanien („El Mundo“).
Christiano Ronaldo der beste Steuerschummler?
Vor einigen Wochen haben Sportler, Fans und Journalisten in einer geheimen Wahl abgestimmt, wer im Januar in Zürich zum Weltfußballer gekürt wird. Christiano Ronaldo räumt den Titel bald schon zum dritten Mal hintereinander ab. Ob er wieder zu weinen beginnt? Vermutlich ja, aber nicht wegen der Trophäe, sondern vor Freude über den Geldsegen.
Der Weltfußballer des Jahres sollte nicht nur der Beste am Ball sein soll, sondern auch der Mann, der für das Beste im Fußball steht. Ronaldo hat jahrelang seine Werbemillionen über eine Briefkastenfirma in der Karibik laufen lassen. Eine diskrete Firma, von der auch die Steuerbehörden offenbar nicht alles wissen sollten. Zumindest auf die mehr als 60 Millionen Euro, die er von 2009 bis 2014 mit Werbung außerhalb Spaniens einsackte, hat der Star, wenn die jetzt enthüllten Dokumente nicht trügen, kaum Steuern bezahlt. Christiano Ronaldo gibt sich gerne als Wohltäter, beim genauen Hinsehen scheint dies aber nur die glänzende Fassade und einer trügerischen Oberfläche zu sein. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt.