München. Aufgrund der Niedrigzinspolitik suchen immer mehr Anleger nach Alternativen, um ihr Kapital gewinnbringend anzulegen. In diesem Zusammenhang scheint die Anlage in Holz immer attraktiver zu werden, glaubt man Finanz-Experten. Dabei spielt nicht nur das wachsende Umweltbewusstsein der Menschen, sondern auch die durch den Bauboom, vor allem in Asien, stetig steigenden Preise für Holz eine große Rolle. Satte Renditen werden für nachhaltige Holzinvestments versprochen. Nachdem das Investment getätigt wurde, wird gesät oder es besteht bereits ein Baumbestand und in ein bis zwei Jahrzehnten wird geerntet. Viele Kritiker warnen vor solchen Investments und Renditeversprechen. Doch sind derartige Angebote tatsächlich so riskant oder bieten sie vielleicht doch eine umweltfreundliche und ertragreiche Alternative zu herkömmlichen Anlagemöglichkeiten?
Holz – die älteste genutzte Pflanze seit Menschengedenken. Es ist nicht nur ein natürlicher Rohstoff, der immer wieder nachwächst. Holz ist ebenso ein vielseitig einsetzbarer regenerativer Energieträger. Daher ist es verständlich, dass es trotz technologischer Weiterentwicklungen bis heute zu den wichtigsten Rohstoffen weltweit zählt. Nicht nur das: Die Nachfrage für Holz als Baustoff nimmt immer weiter zu. Das liegt vor allem an dem Bauboom in Asien. Dabei ist die Nachfrage für Edelhölzer besonders hoch, da sie aufgrund der überwiegend gleichbleibenden klimatischen Bedingungen in den Tropengebieten schneller wachsen und bessere mechanische Eigenschaften sowie eine höhere Dauerhaftigkeit nachweisen. Doch kann das Holz nicht so schnell nachproduziert werden wie es verbraucht wird. Bis so ein Baum ausgewachsen ist, können schon mal einige Jahrzehnte vergehen. So kommt es oft zu Raubbau, illegalem Holzhandel und zur Rodung vieler Tropen- und Regenwälder, wie der jüngst veröffentliche Living Planet Report 2016 der Umweltstiftung WWF bestätigt.
Edelholzinvestment ein nachhaltiges Investment?
Um die Umwelt vor illegalem Holzhandel und der Zerstörung wichtiger Naturgebiete zu schützen und dennoch den Bedarf an Holz zu decken, wird die nachhaltige Forstwirtschaft immer weiter ausgebaut. Das bedeutet nicht nur, einem Wald nur so viel Holz zu entnehmen wie gleichzeitig nachwächst, sondern auch, dass Waldflächen so genutzt und bewirtschaftet werden, dass ihre biologische Vielfalt, Produktivität und Vitalität beibehalten wird. Aus dieser bereits im 19. Jahrhundert entstandenen Vorstellung ist eine neue Geschäftsidee gewachsen – das Investment in Holz. Mittlerweile gibt es viele Anbieter, die zu den traditionellen Anlagekonzepten eine ebenso gewinnbringende Alternative anbieten. Aufgrund der Niedrigzinspolitik gewinnt das Investment in Holz, insbesondere Edelholz, zunehmend an Bedeutung. Denn hier werden unterschiedliche, doch stets stattliche Renditen versprochen. Und zwar funktioniert es wie folgt: Nachdem der Kunde sich für ein anbietendes Unternehmen entschieden hat, schließt er das Investment ab. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder beteiligt man sich mit seinem Kapital an ein bestimmtes Projekt, Unternehmen oder Fondsgesellschaft oder man schließt ein Direktinvestment ab. Das bedeutet, man kauft eine bestimmte Anzahl von Bäumen, die eingepflanzt werden sollen. Mit dem gesammelten Kapital kauft dann das Unternehmen die Bäume und lässt diese auf bestellten Plantagen einpflanzen. Die Baumarten können von Anbieter zu Anbieter variieren. Meist handelt es sich jedoch um Edelgehölze, da deren Nachfrage besonders hoch ist. Edelgehölze können Teak, Balsa, Mahagoni, aber auch Eukalyptus sein. Nach einer zuvor festgelegten Zeit, die in der Regel 20 Jahre beträgt, werden diese Bäume verkauft, an deren Erlös dann jeder Kunde partizipiert. Hierbei können für Renditen von bis zu 12 % herausspringen.
Kritische Stimmen rufen in den Wald hinein
Bei solch hohen Renditeversprechen wird man selbstverständlich hellhörig und betrachtet alles zunächst sehr skeptisch. Kritiker warnen sogar vor derartigen Investments, weil diese sehr risikobehaftet sein sollen. Schließlich gibt es keine Garantie dafür, dass die Bäume auch den Vorstellungen entsprechend wachsen. Weiter werden Risikofaktoren wie Schädlingsbefall, Unwetter oder Währungsschwankungen genannt. Sicherlich sind diese Faktoren nicht vorhersehbar. Darüber haben sich aber auch schon die Investmentanbieter Gedanken gemacht und Lösungen zur Gewährleistung des Anlegerschutzes gefunden. Tree value forestry aus Oberursel nahe Frankfurt zum Beispiel bietet seinen Anlegern nur Bäume mit einer Baumstandzeit von sieben Jahren an. Das sind Bäume, die die schwierige Jungwachsphase bereits erfolgreich überstanden haben. Dadurch soll das weitere Wachstumsverhalten vorhersehbarer und die wirtschaftliche Prognose genauer sein. Weiterhin werden laut Anbieter spezielle Naturdünger eingesetzt. Sollte es trotz alledem zum Schädlingsbefall kommen, wird der Ersatz durch einen gleichaltrigen Baum garantiert.
Des Weiteren wird dem attraktiven Renditeversprechen skeptisch gegenübergetreten. Gewiss lassen sich die Faktoren, die die Entwicklung der Holzpreise beeinflussen, nicht genauestens vorhersagen. Experten jedoch rechnen mit einer gleichbleibend hohen, wenn nicht sogar weiter steigenden Nachfrage nach Holz. Hierbei ist nicht nur die Nachfrage nach Holz als Baustoff, sondern auch zur Weiterverarbeitung für z.B. der Papierindustrie gemeint. Zudem wird immer weniger Holz aus Regenwäldern abgeholzt. Dies führt zum weiteren Anstieg der Nachfrage nach Bäumen aus der Forstwirtschaft, also dem systematischen Anbau. Die beworbenen Renditen von bis zu 12 % sind also nicht undenkbar, sogar sehr gut möglich. Anleger sollten sich allerdings auch darüber im Klaren sein, dass es sich hierbei um eine langfristige Investition handelt. Denn die maximale Rendite wird erst mit der Schlussernte erwirtschaftet.
Klassische Schutzmaßnahmen wie Einlagensicherungsfonds gibt es bei dieser Anlageform zwar nicht, doch werden hier andere Schutzmaßnahmen ja nach Anbieter für Holzinvestments getroffen. Schließlich sind die Unternehmen ebenso an einer erfolgreichen Schlussernte interessiert wie ihre Anleger. Zudem bergen auch traditionelle Anlageprodukte stets bestimmte Risiken, die je nach politischen und/oder wirtschaftlichen Einflüssen höher oder niedriger ausfallen können. Letztendlich lässt sich sagen, dass durch Holzinvestments eine weitere ebenso lukrative wie auch die Umwelt schützende Alternative zu klassischen Anlagemöglichkeiten entstanden ist. Diese wird den zunehmend ökologischen und ethischen Ansprüchen der Anleger gerecht.