Frankfurt a. Main. Normalerweise sind die Überraschungen, die man aus dem Ferrero-Ei auspacken kann, ein echtes Highlight für Kinder und Sammler. Doch nun werden schwere Vorwürfe gegen die Herstellerfirma Ferrero laut, die nach Aussagen einer englischen Boulevardzeitung sich nicht davor scheut, das befüllen der Schokoladeneier mit Überraschungen von Kindern zu geringsten Entlohnungen ausführen zu lassen. Zu einem steht der Vorwurf der Kinderarbeit, zum anderen der des Lohn-Dumpings. Und selbst wenn sich die Vorwürfe gegen Ferrero nicht erhärten lassen, so steht dennoch fest, dass selbst Erwachsende, die nach Aussage der Firma diese Arbeit verrichten, für ihre Arbeit mit Minimal-Löhnen bezahlt werden. Es ist nicht verwunderlich, dass man sich ein armes Land wie Rumänien ausgesucht hat, um die Befüllung der Eier ausführen zu lassen. Dort ist das Lohnniveau so niedrig, dass der Konzern offensichtlich gedacht hat, er könne den Arbeitern entsprechend wenig für ihre Tätigkeiten bezahlen, ohne das es auffällt oder jemand sich dagegen wehrt.
Ferrero als Weltkonzern und drittgrößter Hersteller von Schokoladenprodukten mit Sitz in Italien, verkauft seine Produkte in 160 Länder und erzielt Gewinne bis knapp an die Milliarde Euro pro Jahr. Jetzt kann man sich vorstellen, wieso das Unternehmen solch gute Bilanzen aufweist. Weil es auf Kosten Dritter, die keine Lobby haben und dankbar sind für jede Arbeit, die Löhne niedrig hält und dadurch die Gewinne maximiert. Ferrero gibt sich ahnungslos und hat mitgeteilt, dass man sofort entsprechende Untersuchungen eingeleitet hat, die den Sachverhalt aufklären sollen. Denn es gibt Fotos von Familien in Rumänien, die zeigen, dass Mutter und Kinder zu Hause sitzen und hunderte Überraschungseier befüllen, wobei sie die kleinen Plastiküberraschungen in die vorgesehenen Hüllen verpacken. Der Tagesverdienst liegt nach Aussage der Befragten bei unter 10.- Euro. Dem Bericht zufolge bekommt die Familie die Einzelteile vom Ferrero-Zulieferer Romexa. Ein Manager der Firma kündigte an, die Verträge mit den betroffenen Fabriken zu kündigen, sollten die Vorwürfe stimmen. Aber selbst dann, sollte sich der Konzern für solche Schlagzeilen schämen.
Dazu klingt der vom Unternehmen ausgegebene Ethik-Kodex fast wie der nackte Hohn: „Es gäbe strenge Richtlinien für Lieferanten, welche Kinderarbeit kategorisch ausschließen würden. Kontrollieren könne man das aber nur ungenau.“ Die Ermittlungen seien gründlich und würden mit Hochdruck geführt, teilte der italienische Konzern Ferrero am Mittwoch mit. Man sei über die mutmaßlichen Zustände in Rumänien entsetzt. Die rumänische Justiz hat die Ermittlungen in dem Fall aufgenommen. Darin gehe es auch um den Verdacht des Kinderhandels, sagte die Sprecherin der auf organisierte Kriminalität spezialisierten Staatsanwaltschaft, Mihaela Porime, in Bukarest. Schwere Vorwürfe, die sich ein Konzern dieser Größe und von bis dahin tadelloser Reputation überhaupt nicht leisten kann. Claudia Roth von den Grünen hat bereits gefordert, dass man Lieferungen von Überraschungseiern zurückschicken sollte. Obwohl das Unternehmen sich kooperativ zeigt, gibt es offenbar noch andere Fragen, die im Zuge der Produktion der Eier gestellt werden müssen, wozu der Konzern aber direkt keine Auskünfte erteilt. Dazu gehören Fragen nach den Hygienevorschriften, Fragen zur Befüllung in Handarbeit und Fragen, warum in Heimarbeit diese Tätigkeiten ausgelagert werden. Dazu in Länder, in denen man die hygienischen Bedingungen nur schwer überprüfen kann.
Das Thema Lohndumping und Kinderarbeit ist ja nicht neu in der deutschen Industrie, die gerne ihre Produktionsstätten ins Ausland auslagert, wo es geringere Mindestlöhne gibt, die Arbeiter nicht optimal versichert sind und Gesundheitsvorschriften einen geringeren Stellenwert haben als bei uns. Dass der Ferrero-Konzern da keine Ausnahme zu machen scheint, spricht wieder einmal für die Raffgier und die Skrupellosigkeit der Unternehmer.