Florida. Die ganze Wahrheit wird man wohl nie erfahren. Dennoch gibt es Fakten: Am 7. Februar 2009 kamen die Sängerin Rihanna, damals 20 und der Sänger Chris Brown, damals 19, von der für ihren Glamour-Faktor legendären Pre-Grammy-Party von Star-Produzent Clive Davis in Los Angeles. Zwei junge, sehr erfolgreiche Popstars, schwer verliebt, hatten sich einen Abend lang unter Kollegen feiern und bewundern lassen. Doch auf der Fahrt in dem gemieteten Lamborghini kam es zum Streit. Die Grammy-Verleihung am nächsten Tag musste ohne die strahlenden Newcomer über die Bühne gehen. Stattdessen wurde Rihanna in der Nacht auf der Straße aufgegabelt und in ein Krankenhaus verfrachtet. Sie trug ein Abendkleid, ihr Gesicht war geschwollen und blutig. Brown habe sie in den Schwitzkasten genommen und ihr mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen, war den offiziellen Polizeiberichten zu entnehmen.
Der Megastar Rihanna hat in der vergangenen Woche folgende Rechnung aufgestellt: „Keiner meiner Ex-Freunde ist verheiratet oder in einer glücklichen Beziehung, deswegen kann man wohl sagen, dass ich nicht das Problem war“, teilte sie über Instagram mit. Sie macht also folgende Gleichung auf:
Wenn alle Männer (x), mit denen Rihanna (y) scheiterte (also: x + y = 0), auch mit anderen Frauen (z0815) keine glückliche Beziehung hinbekamen (also: x +z0815 = 0), dann müssen die Männer die Nullen sein und nicht Rihanna.
Schauen wir uns diese auf den ersten Blick plausibel erscheinende Formel mal genauer an. Ihr liegen folgende Überlegungen zugrunde: Wären einige von ihren Ex-Freunden in glücklichen Beziehungen, könnte die Trennung von Rihanna an allem Möglichen gelegen haben – zum Beispiel daran, dass man nicht zusammen passte.
Wären sogar alle Ex-Freunde danach in glücklichen Beziehungen, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass Rihanna diejenige ist, die in Beziehungen immer Probleme macht (y = 0). Wir von Transatlantic Journal haben mal nachgerechnet und sind zu dem Ergebnis gekommen: Ein Beweis ist Rihannas Rechnung nicht. Denn dann müsste der Umkehrschluss ebenfalls zutreffen, und das ist nicht der Fall: Auch Rihanna ist bislang weder mit einem neuen Mann (10815) verheiratet noch in einer wie auch immer gearteten Beziehung (also: y + q0815 = 0). Sie sehen, es ist kompliziert.
Wir wollen versuchen, ein wenig Licht in dieses Wirrwarr zu bringen. Dafür lassen wir die Mathematik mal beiseite und fragen: Was treibt Rihanna zu diesem Zahlenhokuspokus? Sie macht, was viele nach gescheiterten Beziehungen machen: Sie weist ihren einstigen Geliebten die Schuld an der Trennung zu. Auch wenn wir vom Transatlantic Journal natürlich nicht in Schuldkategorien denken, sondern lieber von »Verantwortung« oder »Anteil« sehr menschlich. Der Aufrechner will sich mit Mitteln der Logik entlasten, sich Mut für die Zukunft machen und sich den Anschein eines vernunftbegabten Wesens geben. Doch bis Stephen Hawking einen Algorithmus für die Probleme der Liebe entwickelt hat, empfehlen wir, sich mit solchen Gleichungen zurückzuhalten.
Denn in der Regel erklären sie gar nichts, sondern machen allenfalls eines deutlich: Derjenige, der sie aufstellt, hat für sich noch keine Lösung gefunden. Dass dieser Gedanke auch Rihanna kam, zeigt das Kürzel, das sie ans Ende ihrer kleinen Abrechnung setzte. Es lautet: LOL.