Berlin. Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern eine Betriebsrente zahlen, müssen immer größere Anstrengungen vornehmen, um diese Verpflichtung zu stemmen. Schuld sind zum größten Teil die niedrigen Zinsen, die keine Erträge abwerfen, also muss das Rücklagenkapital anders und mit mehr Risiko angelegt werden. Das birgt gewaltige Herausforderungen für die Unternehmen.
Jeder 3. Ruheständler hat derzeit eine Betriebsrente, die ihm zusätzliche Einnahmen garantiert. Damit verfügen ein Großteil der 20 Mio. Rentner in Deutschland über ein gutes Auskommen von etwa 2.543 Euro. Was vor einigen Jahren kein Problem war, wird mittlerweile für viele Unternehmen, die eine Betriebsrente zahlen müssen, zu einer großen Belastung. Das Geld läßt sich einfach nicht mehr so lukrativ anlegen, weil die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen niedrig hält. Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, ihren Mitarbeitern eine Entgeltumwandlung für die Altersvorsorge anzubieten. Wählen sie die Form einer Betriebsrente, müssen sie Geld in der Bilanz beiseite legen – sogenannte Rückstellungen bilden. Vor allem bei großen Konzernen mit einer langen Historie sind das beachtliche Summen: Bei Siemens beliefen sich die Pensionsrückstellungen im Jahr 2014 auf 11,1 Milliarden Euro – gut 700 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor.
Die Pensionsvermögen aller Dax-Konzerne im Jahr 2014 schätzt die Unternehmensberatung Mercer auf eine Summe von 214 Milliarden Euro – dem stehen Pensionsverpflichtungen von 373 Milliarden Euro gegenüber. Grund zur Sorge ist die Differenz allerdings nicht, sagt Mercer-Chefaktuar Thomas Hagemann. Im Gegenteil: „Dass überhaupt ein Planvermögen angelegt wird, ist eine unternehmerische Entscheidung“, erklärt er. Es sagt nichts darüber aus, ob ein Unternehmen nicht auch aus laufenden Mitteln in der Lage wäre, seine Betriebsrenten zu zahlen. Fällt das Unternehmen im Falle einer Insolvenz tatsächlich aus, springt der Pensions-Sicherungs-Verein ein, erklärt Bernd Hackenbroich von der Wirtschaftsprüfung PricewaterhouseCoopers (Pwc). Er wurde gegründet, um die betriebliche Altersversorgung im Falle einer Insolvenz abzusichern. „Über den Pensions-Sicherungs-Verein sind Renten in einer Höhe von bis zu 8000 Euro monatlich abgesichert“, erklärt Ernst & Young-Experte Wirth. Auch das zusätzlich gebildete Plan- oder Deckungsvermögen wäre dem Zugriff des Insolvenzverwalters entzogen.
Nutzen Mitarbeiter eine sogenannte Entgeltumwandlung, werden Teile des Gehalts für eine spätere Rente gespart. Grundsätzlich gibt es fünf Modelle:
- Direktzusage: Der Arbeitgeber zahlt eine Zusatzrente aus dem Firmenvermögen
- Direktversicherung: Der Arbeitgeber zahlt in eine Versicherung ein, die später die Rente bezahlt.
- Pensionskassen: Ein Zusammenschluss mehrerer Unternehmen, die einzahlen
- Pensionsfonds: Entscheiden freier über die Mittelverwendung, dadurch höhere Renditen möglich
- Unterstützungskassen: Versorgungseinrichtung verschiedener Firmen im Zusammenschluß
Wie sicher die Rente bzw. die Zusatzrente auch in Zukunft ist, wird auch die Entwicklung des Zinsniveaus bestimmen. Fest steht, dass die Anstrengungen der Unternehmen, die diese Zahlungsverpflichtung eingegangen sind, nicht nur größer geworden sind, sondern wesentlich mehr Diversifikation und eine neue Risikoklassifizierung verlangen. Damit kennen sich viele alteingesessene Vermögensverwalter aber nicht aus, da sie gewohnt waren, risikoarme Kapitalstreuungen vorzunehmen. Man wird sehen…
*Dieser Bericht wurde der [email protected] zugesendet. Die Onlinezeitschrift übernimmt keine Haftung für den Inhalt und Wertung des Gastautors